Bürgerbeteiligung

Hier können diejenigen Statements dokumentiert werden, die im Rahmen der sogenannten „Bürgerbeteiligung“ eingebracht wurden. Denn nach dem Willen der Stadtverwaltung dient die „Bürgerbeteiligung“ nur dazu, die von den Bürgern eingebrachten „Anregungen und Hinweise zu diesem Konzept dem Ersteller des Konzeptes mitzuteilen“Wohlgemerkt nur ihm! Eine Veröffentlichung der Bürgermeinungen ist offenbar nicht geplant. Deshalb dieses Angebot. Sie können hier Ihre im Rahmen der sog. Bürgerbeteiligung eingebrachten Anregungen und Hinweise als Kommentar einstellen.

Dazu empfiehlt es sich, den Text mit seinem eigenen Schreibprogramm zu verfassen und auf der  Festplatte abzuspeichern. Ins Bügerbeteiligungs-Formularfeld kann man seinen Beitrag danach mit copy & paste eintragen, ebenso wie als Kommentar auf dieser Seite.


 

5 Gedanken zu „Bürgerbeteiligung

  1. Es fällt mit sehr schwer, zum Hybrid-Modell – und erlaubterweise nur zu diesem! – „Anregungen und Hinweise“ zu geben, denn der Text zum Hybridmodell strotzt von Widersprüchen.

    Einleitend ist von einer „perspektivischen Restrukturierung von Tanzproduktionen“ und einer „Neugestaltung des Schauspiels“ zu lesen. Das Hybridmodell sei „kein ‚Opernhaus’“, sondern „soll in allen Gattungen qualifizierte Angebote unterbreiten“.

    Wenig später lesen wir dann, dass (spätestens) 2021 „rechnerisch kein Budget für Produktionen in Schauspiel und Tanz vorhanden wäre“.

    Und bereits für April/Mai diesen Jahres soll eine „Entscheidung über die zukünftigen künstlerischen Leitungsfunktionen des Volkstheaters – Operndirektor und Chefdramaturg ‚Schauspiel und Tanzprojekte‘ fallen…“. Als alleiniger Chef möglichst ab sofort einen Operndirektor für kein Opernhaus. Geht’s noch?

    Soviel Verwirrung und Widersprüchliches schon in den „Vorbemerkungen“ – das ist ganz schlechtes Theater!

  2. Das wunderbare Tanztheater abzuschaffen und die Schauspielsparte auf vier feste Stellen + Gäste – Gastspiele zu reduzieren, löst wahrscheinlich die doppelte Scham aus, die im Zusammenhang mit Johanna Schall und der Bremer Shakespeare Company erwähnt wurde…
    Nein, im Ernst, ich kann mir nicht vorstellen, dass mehr Menschen zu Schaupielen gehen, die von Gast-Ensembles aufgeführt werden als von solchen, die mit Rostock verbunden sind und für entsprechende lokale Ereignisse und Personen eingehen können. Actori hat deutlich gemacht, dass die Ausgaben für das Theater in Rostock nicht zu hoch sind, sondern die Zuschauerzahlen zu gering. Hier muss besseres Marketing betrieben werden, meinetwegen auch gerne über sehr preisgünstige Karten für SchülerInnen, Auszubildende und Studierende, um diese jungen Leute erst einmal nachhaltig für das Theater zu interessieren, damit sie dann, wenn sie im Berufsleben stehen, auch die teuren Karten kaufen. Persönlich werde ich sehr viel weniger ins Theater gehen, wenn unserer wunderbaren Tänzerinnen und Tänzer nicht mehr da sein werden, und ich bezweifel auch, dass es gelingen wird, mit nur vier fest angestellten SchauspielerInnen und Gästen (die wahrscheinlich befristet und auf Mini-Job-Basis beschäftigt werden) tolle Theaterstücke zu inszenieren, die den großen Saal plus Rang füllen können. Warum ist eigentlich Warnemünde nicht im Vorschlag einbezogen worden? Die dort tätigen SchauspielerInnen sind doch die selben, die auch im großen Haus (und Bunker und Brauerei) agieren.

    Der Sparzwang, der aus Schwerin diktiert wird, verbunden mit der erheblichen Einmischung, die finanzielle Folgen vorsieht, wenn keine Strukturveränderung erfolgt, sondern die 4 Sparten dauerhaft bleiben, stellt für mich im Übrigen einen erheblichen Eingriff in das Grundrecht der Stadt auf kommunale Selbstverwaltung dar, und ich frage mich, warum die Stadtvertreter(innen) nicht lautstark dagegen protestieren. Hierzu noch ein Hinweis einer sehr klugen Frau (und ehemaligen Politikerin), nämlich der Johanna Dohnal: „Aus taktischen Gründen leise zu treten, hat sich noch immer als Fehler erwiesen“. In diesem Sinn also mein Wunsch: Leisten Sie Widerstand und fordern Sie mehr Geld für das 4-Sparten-Theater der größten Stadt des Landes, die ja nach den Prognosen der Stadtverwaltung so viele neue Einwohnerinnen und Einwohner erwartet, dass jede Menge neuer Ein-Familienhäuser und Doppelhäuser benötigt werden. Die Menschen, die in diesen neuen Häusern wohnen wollen, möchten sicherlich auch anspruchsvolle Schauspiele und moderne Tanztheateraufführungen sehen.

  3. Protest zum Abbau des VTR

    Sehet die Polikliniken an! Sie wurden verpönt, als unwirtschaftlich gegeißelt und abgebaut. Als sie total zerstört und zerstückelt waren, begann man, neue zu planen und neue zu errichten…
    Das kostet…
    Sehet die Neubaugebiete an: viele Schulen wurden geschleift, Kindertagesstätten abgebaut und Wohnhäuser, sogar ganze Hochhäuser, abgerissen. Das kostet… und jetzt?? Wohnraum fehlt in Zeiten, da entwurzelte Menschen Schutz suchen. Wer hätte das gedacht?
    Die segensreiche Einrichtung von Gemeindeschwesterstationen unterstützte die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum. Abgebaut…zerstört, aber nicht vergessen…und sie tauchen jetzt wieder auf. Das kostet…!
    Wie viele Millionen wurden für die Olympiabewerbung ausgegeben? Das kostet…

    Sehet das Volkstheater an. Es ist jahrzehntelang sturmreif geschossen worden. Nun wird es ausgehöhlt, bald trauern wir um eine traditionsreiche Kultureinrichtung… Eine weitsichtige Politik für Theater in Rostock ist in weite Ferne gerückt… Das kostet…auch meine Wählerstimme.

    Wer hat uns Rostockerinnen und Rostockern die Millionen Schulden eingebrockt, deren genaue Höhe ich nicht kenne, für die das Theater nun ausgelöscht werden soll? Gerechtigkeit sieht anders aus, weitsichtige Politik auch.

  4. Das Schauspiel soll sich aus Kostengründen vom klassischen Repertoirebetrieb trennen und zum Koproduktionshaus werden. Als mögliche Partner werden Gäste aus Berlin, München, Mühlheim/Ruhr, Bremen usw. vorgeschlagen. Das wird schön teuer.
    Eine viel näher liegende Variante wird nicht betrachtet: Die Zusammenarbeit mit den anderen Theatern in M-V. Die Reisewege wären deutlich kürzer und damit auch die Reisekosten deutlich niedriger. Noch viel wichtiger erscheint mir, dass die anderen Theater in M-V die spezifische, norddeutsche Mentalität ihres Publikums kennen und für dieses Publikum viel überzeugender spielen können als eine Truppe aus München, Köln, Detmold oder Titisee. Mit Partnern aus M-V, die regelmäßig in Rostock spielen, lassen sich zum Publikum auch viel stärkere Bindungen aufbauen. Das sollte sich in den Besucherzahlen sehr positiv niederschlagen.
    Warum hat der Autor des Konzeptes diese Möglichkeit nicht untersucht, warum haben weder der Gesellschafter noch die Bürgerschaft und auch nicht der Aufsichtsrat so eine Variante eingefordert?

  5. Ich konnte es nicht lassen und habe noch einen zweiten Beitrag eingereicht:

    Schauspiel…:
    Zunächst wird der theaterinteressierte Bürger mit vielen wohlklingenden Worthülsen bedacht, die ihm wenig bis gar nichts sagen: modulare Produktionsweise, Produktionsnetzwerke, Koproduktionshäuser, europäische Produktionshäuser, Festivalcharakter, Mission Statement, Geschäftsfelddefinition… Die Termini werden auch nicht erklärt oder gar untersetzt.

    „Marktsegmentierung verlangt nach Effektivität statt Effizienz – was will uns der Autor damit sagen?

    Nicht erklärt wird auch, warum die „Idee eines klassischen Repertoirebetriebes aufgegeben“ werden soll. Gleichzeitig heißt es, der daraus resultierende „organisatorische Aufwand ist nicht zu unterschätzen, ein entsprechend kontinuierlicher Personaleinsatz im Overhead ist zwingend“. Warum also lieber organisatorischer als künstlerischer Aufwand?

    Die Aussagen zu den Zielgruppen bleiben allgemein und sind teilweise nicht zu akzeptieren. „Die Zielgruppen sollten daher fokussiert sein und regelmäßig adressiert werden“. Wäre es einem Konzept nicht angemessen, dies zu leisten statt nur allgemeinst zu fordern?
    Das rostocker Schauspiel soll sich in Zukunft nicht mehr an ein Publikum mit Hochkulturerwartungen richten – Hochkultur bleibt dem Musiktheater vorbehalten. Das „andere“ Schauspielpublikum bekommt „kollaborative Theaterarbeit“ angeboten, „Stadtraumprojekte“, „Projektpartnerschaften“. Programmreihen wie „Heimatkunde“ und „Stadtlabor“ werden vorgeschlagen mit Partnern, „die Kultur- oder Sozialträger sein können“. Stadtteilbegegnungszentren werden als Partner genannt. Schauspieler zu Sozialarbeitern?! In der Tat, „hierbei ist man von der Norm befreit, klassische Bühnenformate produzieren zu müssen“.

    Die Spielplanvorschläge und die dazugehörigen finanziellen Aussagen (Tabelle auf S.14/15) sind verwirrend und für Außenstehende nicht nachvollziehbar. Zwei Eigenproduktionen mit 20 Aufführungen/a sollen 180.000 € kosten. Für diese Eigenproduktionen stehen 4 Schauspieler (+ ein Regisseur) zur Verfügung. Diese fünf Personen hätten also jeder ein mittleres Jahreseinkommen von 36.000 €. Gönnen würde ich es ihnen ja, aber die Wirklichkeit sieht wohl anders aus. Offenbar wurde in die genannten 180.000 € auch (Personal-) Kosten hinein gerechnet, die auch für die Gastspiele benötigt werden. Das aber wäre unfair!
    Höchst unfair und unglaubwürdig ist es auch, uns glauben machen zu wollen, dass Gastspiele von Theatern und freien Gruppen aus Berlin, Mühlheim/Ruhr, München, Köln, Hildesheim, Detmold, Bremen und Titisee-Neustadt billiger sein können als fest angestellte Schauspieler. Wer glaubt denn so etwas?

    Den Eigenproduktionen mit Kosten von 180.000 € stehen Gastspiele mit Gesamtkosten von 117.978 € gegenüber. Das wirkt sehr präzise, doch bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass fast die Hälfte der Gastspielenden ohne Reisekosten und Übernachtungen auskommt. Wollen die wirklich beispielsweise von München nach Rostock und zurück trampen und hier kostenlos bei Freunden übernachten? Brauchen die Gastspielenden keine Bühnenarbeiter oder trampen die mit? Und was ist mit den Bühnendekorationen?

    Fasse ich es ganz vorsichtig zusammen, dann ist festzustellen, dass ohne Kenntnis der dem angeblich mündigen Bürger vorenthaltenen Anlagen zum Konzept keine Meinungsbildung möglich ist, von „Anregungen und Hinweisen“ ganz zu schweigen. Für diese Art „Bürgerbeteiligung“ trifft der im Konzept auf S. 15 zu findende Satz zu: „Das hat doppelte Scham“.

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