Rück- und Ausblick

Der Abriss des Großen Hauses sollte schon 2016 erfolgen

Es war einmal vor langer, langer Zeit ein Ostseezeitungs-Forum zum Volkstheater. Da sprach unser aller Oberbürgermeister in einem Nebensatz davon, dass das Große Haus 2016 ohnehin abgerissen werde. Auf entsprechende Nachfragen antwortete er nicht, und sprach statt dessen davon, dass der Theaterneubau spätestens zum Jubiläumsjahr 2018 bespielt werden könne.

Die große Brandgefahr währte lange

Jahre später wurde das Große Haus von einem Tag auf den anderen geschlossen – wegen Brandgefahr. Ein entsprechendes Gutachten1 lag dem Oberbürgermeister schon rund ein halbes Jahr früher vor, so dass kein vernünftiger Grund für die abrupte Schließung erkennbar war. Das Gutachten beanstandete vor allem die Brandlasten durch Kleidung in den Garderoben, die zwischen Zuschauerraum und Hauptausgang angeordnet seien. Das ist zwar in fast allen Theatern so, aber wenn es in Rostock bei einem Brand Leib und Leben der Zuschauer gefährdet, warum hat dann der OB ein halbes Jahr mit seiner Eilentscheidung gewartet, also ein halbes Jahr lang den Theatergängern diese Gefahr zugemutet? Einer der Theatergänger fand das Zögern seines OB, der doch „einer von uns“ sein will, nicht lustig und erstattete Anzeige bei der Staatsanwaltschaft. Er bekam eine Absage, legte Beschwerde beim Oberstaatsanwalt ein und erhielt wieder eine Absage. Denn Staatsanwälte sind kluge Leute und wussten wohl um den Fake das OB.

Rund anderthalb Jahre blieb das Große Haus geschlossen. Als es wieder öffnete, befanden sich die Garderoben mit all ihren Brandlasten an gleicher Stelle wie vorher.

Schiffbauhalle 207

Aber während der anderthalb Jahre hatte man ausführlich die Eignung der Werfthalle 207 als Theaterspielstätte testen können… Der damalige Intendant Peter Leonhard war viel zu sanft, um sich dieser langen Testphase zu widersetzen.

Sein Nachfolger Sewan Latchinian verbat sich diese Ersatzspielstätte und orientierte statt dessen auf die volle Nutzung des Großen Hauses. Auch das war ein dringlicher Grund, ihn loszuwerden. Sein Nachfolger Joachim Kümmritz hingegen setzt die Wünsche seines Dienstherren konsequent um:

Die Bespielung der alten Werfthalle in Besitz vom Verein Tradition Ostseeschifffahrt ist auf fünf Jahre angelegt. Die Dauer war Reichel und Kümmritz wichtig, um dem Publikum Zuverlässigkeit zu geben und damit sich die Investition lohne.

 „Kabeltunnel würden zum Beispiel fest verlegt. Tische, Stühle, Sanitär, Zwischenlager, Ton – dergleichen sei zu bedenken. ebenda.

Mit Kümmritz ließe sich „mit dem Ensemble, mit leidenschaftlichen Schauspielern, Musikern, Sängern und Tänzern Theaterlust wecken“, sagt der Oberbürgermeister, „aber das schaffen wir nicht in der Doberaner Straße… „Ich sehe das als eine ganz große Chance, auch anknüpfend an ,West Side Story’ und an ,Broadway’, was wir 2010/2011 in der Halle 207 hatten.“ ebenda

So wird der Weg frei gemacht für den Abriss des Großen Hauses, wenngleich leicht verspätet. Ist ja auch ein wirklich attraktives Quartier, ideal für eine hochpreisige Neubebauung.

Wozu jetzt noch einen Theaterneubau?

Und wenn das so gut funktioniert in einer alten Schiffbauhalle, warum dann noch einen Theaterneubau errichten lassen? So befand unser aller OB am 21. Januar 2017: Ein Beschluss der Bürgerschaft habe dem Theaterneubau jegliche Basis entzogen (der Beschluss besagt, dass das Theater einen Theaterneubau nicht aus seinem laufenden Haushalt vorfinanzieren muss, denn andernfalls gäbe es zwar vielleicht irgendwann einen Theaterneubau, aber keine Akteure mehr, die es bespielen könnten. Die wären zwecks Bau-Vorfinanzierung schrittweise weggespart).

Da flossen reichlich Krokodilstränen (ebenda):

… persönlich bedauert Oberbürgermeister Roland Methling die Entscheidung sehr. „Unter diesen Voraussetzungen bleibt uns nichts weiter übrig, als uns vom Traum eines neuen Stadttheaters für Rostock zu verabschieden. Ich hatte die Umsetzung des schon 1993 von der Bürgerschaft beschlossen Projekts mit Übernahme des Amtes als Oberbürgermeister im Jahr 2005 als wichtiges Ziel betrachtet. Jahrelange Arbeit wird damit zunichte gemacht, um sich erneut um substanzielle Strukturentscheidungen zur Zukunftssicherung unseres Theaters zu drücken.“

Die Sanierungsmaßnahmen im derzeit vom Volkstheater genutzten Großen Haus an der Doberaner Straße waren darauf ausgerichtet, die Bespielbarkeit bis zum Jahr 2018 zu sichern. „Ein Theaterneubau ist in Rostock zwingend erforderlich. Die Mitglieder, die gestern diesen Beschluss der Bürgerschaft getragen haben, werden sich kurz- oder mittelfristig fragen lassen müssen, ob sie durch ihre Entscheidung wohlmöglich dem Theater seine Zukunftsbasis entzogen haben“, so Oberbürgermeister Roland Methling.

Noch viel zu viele Musiker

Wo er recht hat, hat er reicht. Und unser aller OB schlussfolgert weiter: Ohne Theaterneubau und Großes Haus brauchen wir in Rostock auch nicht mehr soooo viel Musiker. Der willfährige Intendant arbeitete zu, indem er frei gewordene Orchesterstellen nicht neu besetzte, obwohl die Musiker wegen der Sparvorgaben des OB und zugunsten einer vollen Besetzung schon mit weniger Entgelt in Form eines Haustarifvertrages auskommen. Die Künstlergewerkschaften kritisierten das und auch die stockenden Verhandlungen mit dem Theater und der Stadt.

Sofort nahm unser aller OB das zum Anlass, den Haustarifvertrag kurzerhand zu kündigen. Schließlich hatte er schon 2014 den Abschluss eines Haustarifs untersagt.

Pikant ist dabei auch dieses Detail: Während die Künstlergewerkschaften eine Vollbesetzung des Orchesters einfordern und andernfalls eine Klage androhen, informiert die Ostseezeitung, „Die Kündigung sei eine rein juristische Angelegenheit, zu der das Volkstheater durch die Klage der DOV gezwungen war“. Rein juristisch, ohne jede Auswirkung auf die Wirklichkeit, Frau Dr. Bachmann? Fake-News eben wie fast immer auch zum Thema Volkstheater.

Die Hanseln aber schweigen…

Die Schönen und Reichen fahren nach Hamburg oder Berlin ins Konzert oder Theater (sofern sie mal pausieren können beim Geldscheffeln) und der Rest hat ohnehin immer weniger Geld für Theater oder Konzert. Braucht Rostock wirklich (noch) ein Theater (fragte der OB schon kurz nach seiner Amtsübernahme)?

Es lohnt auch, sich mal die frühen Beiträge dieses Blogs anzusehen, beispielsweise https://vtrblog.wordpress.com/2013/04/04/verspatete-kenntnis-eines-bekannten-vorgangs/#comments und die zugehörigen Kommentare. Da waren die „Hanseln“ noch munter.


1Brandschutzkonzept vom Oktober 2010

Statement des Theaterfördervereins zur Entlassung des Intendanten

Es steht noch nicht auf der Webseite des Vereins „Freunde und Förderer Volkstheater Rostock e.V.“, das Statement, sondern bislang nur auf der Facebookseite „Initiative Volkstheater“. Da nicht alle (kulltur-) interessierten Bürger auf Facebook sind, findet sich das Statement auch hier.

Statement des Theaterfördervereins zur Entlassung des Intendanten

Sehr geehrte Mitglieder der Bürgerschaft der Hansestadt Rostock, sehr geehrte Damen und Herren der Lokalpresse sowie des NDR, sehr geehrte und hochverdiente Streiter im Dienste einer freien Kultur in Rostock!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Frau Dr. Bachmann!

Die Freunde und Förderer haben die schlechte Nachricht erhalten. Dem Intendanten wurde fristlos gekündigt. Das Theater erwartet die Ankunft eines neuen Intendanten, des wievielten nun bereits?
Die Freunde und Förderer des Volkstheaters sind bestürzt, auf welchem Niveau in Rostock Kulturpolitik und Kommunikation mit dem Bürger betrieben wird.
Im Anhang finden Sie das Statement des Vereins zur fristlosen Entlassung des Intendanten.

Am 16. Juni findet das Bürgerforum statt. Das ist gut. Es scheint
dringend erforderlich, mit den in Verantwortung stehenden Politikern sowie den Amtsträgern dieser Stadt ins Gespräch zu kommen.

Mit hochachtungsvollen Grüßen
Im Namen des Vorstandes

Antje Jonas

Mit freundlichen Grüßen

Antje Jonas
Vereinsvorsitzende

Statement der „Freunde und Förderer Volkstheater Rostock e.V.“ zur fristlosen Kündigung des Volkstheater-Intendanten Sewan Latchinian

Als Sewan Latchinian, der von den Stadtoberen erwählte Intendant, nach Rostock kam, erwarteten Politik, Verwaltung sowie auch das Publikum neuen Schwung für das von vielen als lethargisch wahrgenommene Vier-Sparten-Volkstheater. Der Theatermann machte sich an die Arbeit und versetzte mit seiner Energie und Leidenschaft die Rostocker in Erstaunen.
In nur zwei Jahren kamen zustande: zwei bemerkenswerte Theaterspektakel, mehrere Uraufführungen, darunter ein Text von Uwe Johnson. Gespielt wurde in der Brauerei und im Bunker, im Zoo und auf der Hohen Düne. In der Kleinen Komödie gelang die Sommerbespielung. Die Theaterkantine lud nach Vorstellungsende die Zuschauer zu Gespräch und Wein. Ein neues Format, der „Denkraum“, ging an den Start. Und so auch die Bürgerbühne und das Puppenspiel. Bis heute fährt die blaue Theaterstraßenbahn durch Rostock und kündet von dem Potenzial und Aufbruch des Volkstheaters unter dem Intendanten Sewan Latchinian. Zwei und oftmals drei Vorstellungen täglich sorgten dafür, dass das Theater vom Stadtvolk wieder wahrgenommen wurde. Wer versucht, dem Intendanten und dem Ensemble künstlerisches Versagen vorzuwerfen, sollte gut argumentieren können.
Die wirkliche Krise setzte mit der wankelmütigen Kulturpolitik der Bürgerschaft ein, die dem Druck seitens des Oberbürgermeisters und des Kultusministers nicht standhalten konnte oder wollte. So sah sich der Intendant, zweifellos ein kantiger Charakter und Urheber markiger Worte, nach nur wenigen Monaten mit einem beispiellosen Schwenk der Rostocker Theaterpolitik konfrontiert. Sicher gehört es zu den Aufgaben eines Geschäftsführers, sich dem Gesellschafter gegenüber loyal zu verhalten. Doch für den politisch gewollten, organisierten Kulturabbau brauchte es keinen Intendanten, sondern einen Insolvenzverwalter. Diese Rolle zu übernehmen war der Intendant nicht bereit. Kann man ihm das vorwerfen?
Wir alle gehören nun ein weiteres Mal zu den Verlierern einer Kulturpolitik, die ein kluges und geordnetes Verfahren genannt zu werden nicht verdient. Es fehlt, frei nach Brecht, an Leidenschaft, Anmut, Mühe und Verstand.

Rostock verliert einen streitbaren Intendanten. Rostock verspielt mit dem Abbruch einer vielversprechenden Theaterentwicklung ein weiteres Mal die Chance, seine kulturelle Identität jenseits großer Volksfeste auszuprägen. In Rostock gilt eine Meinung schon als Argument; hier reicht es, sich persönlich bei Amtsinhabern und Volksvertretern missliebig zu machen, um abgestraft zu werden. Eine Stadt, die ihre Kultur nicht schätzt, die Intendant um Intendant verschleißt, die mit ihrer eigenen Geschichte kulturell nur wenig anzufangen weiß, ist keine Großstadt! Rostock verzichtet schlecht gelaunt weiterhin auf eine niveauvolle Streitkultur, auf geistvolle Urbanität und wird mit dieser provinziellen Miesepetrigkeit unweigerlich weiter zurückfallen hinter die anderen Ostsee-, Hanse- und Theaterstädte.

Im Namen des Vorstandes
Antje Jonas
Vorsitzende
Rostock, den 08 Juni 2016

Öffentlicher Dringlichkeitsantrag zur sofortigen Abberufung der Vorsitzenden des VTR-Aufsichtsrates

Hiermit wird beantragt, die Vorsitzende des Aufsichtsrates der Volkstheater Rostock GmbH von ihrer Funktion als Vorsitzende zu entbinden und darüber hinaus sie auch als Mitglied des Aufsichtsrates abzuberufen.

Dieser Antrag erfolgt unter Bezug auf die bekannt gewordene, nichtöffentliche Vorlage-Nr. 2016/DA/1824 mit dem Titel „Dringlichkeitsantrag“, datiert vom 01.06.2016, zur Vorlage und Entscheidung durch den Hauptausschuss am 06.06.2016, eingereicht von der Aufsichtsratsvorsitzenden (hier nachlesbar: 160601-da-bachmann).

Stil und Inhalte dieses Dringlichkeitsantrages vom 1.5. sind geeignet, das Ansehen der Kommunalpolitik in der Stadt Rostock, aber auch das Ansehen der Antragstellerin selbst ernsthaft zu beschädigen. Der Antrag verletzt in vielfacher Weise allgemeine Anstandsregeln, von politischer Korrektheit ganz zu schweigen.

Obwohl der Antrag der Aufsichtsratsvorsitzenden (im folgenden als AV abgekürzt) selbst alle Argumente meines Abberufungsantrages bereits einschließt, gehe ich nachstehend kurz auf einige Argumente/Vorwürfe der AV ein:

Vorwurf 1: Der Intendant hat eine Mail geschickt

und zwar nicht nur an den Aufsichtsrat, sondern auch an den Betriebsrat. Nach Auffassung der AV ist es jedoch unzulässig, den Betriebsrat zu informieren, „solange es keine einheitliche Geschäftsführer- oder Arbeitgeberposition gibt“. Das soll eine entlassungswürdige ‚Verletzung der Verschwiegenheitspflicht‘ sein? Nanu? Gilt nicht mehr, dass der Betriebsrat ein Organ zur Mitbestimmung und Vertretung der Arbeitnehmerinteressen, der auch an betrieblichen Entscheidungen mitwirkt?

Schlimmer noch, der Intendant hat eine Vorlage des kaufmännischen Geschäftsführer ernst genommen. Die Vorlage beinhaltete die Schließung des Tanztheater zum Sommer 2018. So lasen wir es ja auch mehrfach in den Zeitungen. Alles nur Spaß – es war lediglich ein Tippfehler und der Intendant hat nicht Korrektur gelesen! Das ist ein „Verstoß gegen die Fürsorgepflicht“ (AV).

Und wenn der Intendant schreibt, „wegen einiger sehr weniger Tausend Euro Mehrkosten bis zum Sommer 2018 für 2 langjährige, verdienstvolle Schauspielkollegen wird die im Hybridmodell eigentlich vorgesehene Option der Verkleinerung der Schauspielsparte … aufgegeben, eine kompakte Spartenschließung realisiert…“, dann deutet die AV das um zu folgender Unterstellung: „Im Hause wird dies als Schutz ausschließlich für die seitens des Intendanten mitgebrachten Schauspieler/innen und damit als Ungleichsbehandlung empfunden“. Das ist gleich mehrfach falsch:

  • Einer klaren Ansage des Intendanten wird eine „Empfindung im Haus“ entgegengestellt. Woher kommt diese Empfindung? Hält sich die AV mehr im Theater als ab ihrem Arbeitsplatz auf (was sagt ihr Arbeitgeber dazu?) oder hat sie Zuträger?
  • Der Intendant bezieht sich eindeutig auf zwei langjährige Schauspielkollegen und damit eindeutig nicht auf diejenigen, die er mitgebracht hat.
  • Von einem „Ausspielen von Beschäftigungsgruppen“ kann in den zitierten Textpassagen des Intendanten nicht die Rede sein, ganz im Gegenteil!

Darf man Sachverhalte so schlimm uminterpretieren?

Dann steht da noch ein hinterfragungswürdiger Satz in dem AV-Antrag: „Das innerbetriebliche Ausspielen eines Geschäftsführer gegen einen anderen verstößt gegen die Pflichten eines Geschäftsführers“. Nanu? Wenn also ein GF einen (Tipp-) Fehler macht oder Schlimmeres, dann darf der andere GF dies nicht beanstanden? Ich kenne Fälle, bei denen ein GF den anderen sogar anzeigen musste… Durfte er gar nicht, Frau AV?

Vorwurf 2: Der Intendant hat noch eine Mail geschickt,

deren Inhalt auf Seite 4 oben des AV-Antrages nachgelesen werden kann. Jeder arglose Mitbürger empfindet die dort zitierten Sätze als gut und richtig. Was macht die Aufsichtsratsvorsitzende daraus? Ich zitiere (nur ausschnittsweise, wer sich alle Vorwürfe und Fehlinterpretationen antun will, lese den AV-Antrag):

  • „Der Intendant kündigt den künftigen Bruch von Vertraulichkeit an“ – davon lese ich kein Wort in der Intendantenmail.
  • „Der Intendant belegt, dass er weiterhin Informationen weitergeben wird, egal, ob sie korrekt oder unkorrekt sind“. DAS soll er belegt haben? Wenn ja, warum wird es dann nicht zitiert? Weil es eine üble Unterstellung ist?

Vorwurf 3: Der Intendant hat ein Interview gegeben

Aussagen des Intendanten werden in tabellarischer Kurzform mit Anmerkungen kommentiert. Nicht alles ist von Außenstehenden bewertbar, konzentrieren wir auf das, was wir erkennen können:

„Der Theaterneubau verzögere sich weiter“ – „Behauptung ohne Beleg“.

„Das VTR können bis 2013 aufhören zu existieren“ – „Vermutung ohne Beleg“.

„… Heute habe ich Entlassungen in Größenordnungen schwarz auf weiß als Planung auf dem Papier“ – „… Falschdarstellung ( Leser fassen das als Kündigung auf)“.

Hier ist nur ein Beleg von vielen zum verzögerten Theaterneubau: „Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos) erklärt, dass er keine Möglichkeit mehr sieht, ein neues Theaterhaus zu bauen… Die Einschätzung des Rostocker Oberbürgermeisters halten wir für realistisch, sagte ein Sprecher des Kultusministeriums…“ (NDR).

Auch wenn man den vom OB zitierten Text von Minister Brodkorb liest, darf man heftige Zweifel am Zustandekommen eines Theaterneubaus heben.

Die Schlussfolgerungen der Aufsichtsratsvorsitzenden sind beeindruckend, wir zitieren hier nur die ersten zwei:

  • „Mit dem Interview verlässt der Intendant den innerbetrieblichen Raum“. Was will uns die AV hiermit sagen? Ist dem Intendanten jeglicher Freigang entzogen worden, steht er unter Hausarrest?
  • „Die Information über „Entlassungen“ verstößt gegen die Pflicht zur Verschwiegenheit über betriebliche Interna“. Eine Entlassung als rein innerbetriebliches Ereignis, dass auch dem Arbeitsamt besser nicht zu melden ist? Die Welt der AV ist doch sehr verschieden von meiner.

Vorwurf 4: Es geht ums Geld

Auch hier sind die Aussagen beeindruckend:

  • Die Nichterfüllung der im Herbst 2015 beschlossenen Wirtschaftsplanvorgaben 2016 in puncto Umsatzerlöse liegen in der Verantwortung des künstlerischen Geschäftsführers/Intendanten.“ Da kannste was lernen. Der kaufmännische GF macht wohl nur den Buchhalter. Und schreibt befremdliche Konzepte, unabgestimmt mit dem Intendanten. Obwohl der doch ausschließlich auch für das Pekuniäre zuständig ist… Ist hier nicht Einsparungspotential zu erkennen?
  • Der ersatzlose Ausfall von Vorstellungen stellt ein sog. Organisationsversagen seitens des Intendanten dar.“ Denn: „Für den Fall einer Erkrankung ist Ersatz vorzusehen bzw. zu organisieren…“. Klaro: Bei einem solchen Schauspielerüberschuss wie am VTR kann man alle Rollen doppelt besetzen und darüber hinaus auch noch entlassen (oder ist kündigen die richtigere Vokabel? Ich habe den Unterschied noch immer nicht verstanden).

Wie auch immer, der Intendant ist schuld.

Vorwurf 5: Der Spielplan

Auf zweieinhalb Seiten werden Vorgänge beschrieben, ohne dass Außenstehende, auch der Hauptausschuss nicht, diese hinsichtlich der Objektivität nachvollziehen können dürfte.

Einiges, was dem Intendanten seitens der AV zum Vorwurf gemacht wird, erscheint dem Schreiber dieser Zeilen durchaus nachvollziehbar und richtig. So wird zu einer Intendantenrede auf einer VTR-Vollversammlung am 29.2.16 berichtet,

  • „… der Gesellschafter müsse jetzt das Modell entscheiden“,
  • der Intendant „sei sich nicht sicher, ob die Planung jetzt zu stoppen und die Bürgerbeteiligung abzuwarten ist“,
  • der Intendant plädierte „für Aufhebung Zielvereinbarung und Gesellschafterbeschluss“,
  • er polemisierte gegen das Hybridmodell.

Das alles sollten erlaubte Überlegungen sein und keine Grundlage für Vorwürfe.

Weiter erfahren wir aus dem Antragstext im Abschnitt 5, S. 8, dass der Intendant noch am Tag seiner Krankmeldung aufgefordert wurde, die Planung vorzulegen und er ebenfalls noch am gleichen Tag antwortete und u.a. darauf auf die Notwendigkeit politischer Entscheidungen hinwies. Alles falsches Verhalten? Ebenfalls während seiner Krankschreibung, schrieb der Intendant an den Aufsichtsrat: „… wäre ich dankbar, wenn der Aufsichtsrat Maßnahmen beschließt, die nächste Schritte innerhalb der bisherigen Planungen, auch während meiner Erkrankung, im Interesse der Betriebsabläufe ermöglichen“. Auch falsch? Mit solchen und anderen Sachstandsinformationen (oder sollte ich hier besser Anführungszeichen benutzen?) gibt es dann u.a. folgende Schlussfolgerungen (bitte bei Interesse selbst alles nachlesen):

  • Der Intendant hat den Aufsichtsrat mehrfach unkorrekt über den tatsächlichen Stand der Spielzeitplanung informiert“.
  • „Die Planung ist bis zuletzt unvollständig geblieben“.
  • „Der schwache Spielplan bleibt hinter den Möglichkeiten des Hauses…“.

Vorwurf 6: Blockierung und Diskreditierung des Umstrukturierungsprozesses als Geschäftsführer

Zu diesem Thema gibt es drei Seiten Text. Die Informationen erscheinen mir aus ihrem jeweiligen Zusammenhang gerissen – es ist schwer bis unmöglich, sie zu werten oder zu kommentieren..

Wohl unfreiwillig wird deutlich, dass auch der Aufsichtsrat nicht davor zurückscheut, Interna weiterzureichen: „In einer Mail der Aufsichtsratsvorsitzenden … an die Mitlgieder des Gremiums heißt es: ‚Seit Tagen versucht die Anwältin von Herrn Latchinan einen Verhandlungstermin mit dem Oberbürgermeister zu bekommen. Verhandlungsgegenstand ist die vorzeitige Vertragsauflösung…’“. Quod licet Iovi, non licet bovi? Der AR als Jupiter? Es scheint an der Zeit, das ganze Geschehen mal auf die Bühne zu bringen.

Weiterhin wird sehr deutlich, dass man uns selbst bei der thematisch extrem eingeschränkten „Bürgerbeteiligung“ getäuscht hat, denn es gibt neben dem „Hybridmodell, 1. Fortsetzung“ des Herrn Rosinski auch ein Intendanten-Konzept „Hybridmodell für das VTR, 2. Fortsetzung“. Letzteres aber wurde vom Aufsichtsrat einfach ‚weggewogen‘. Müssen wir dummen Bürger / Ochsen nicht wissen müssen…

Fazit

Die nichtöffentliche Vorlage-Nr. 2016/DA/1824 mit dem Titel „Dringlichkeitsantrag“, datiert vom 01.06.2016, zur Vorlage und Entscheidung durch den Hauptausschuss am 06.06.2016 ist in meinen Augen ein Ausdruck ungebremster Verfolgungswut. Sie entspricht wohl kaum den Erwartungen von Objektivität und Sachlichkeit, die man für diese Thematik und von diesem Gremium erwarten darf. Deshalb mein diesbezüglicher Antrag, den ich im Grundsatz bereits einleitend begründet habe und der Gliederung des AV-Antrages folgend argumentativ zu untersetzen versuchte.

Natürlich ist meine gesamte Wortmeldung sowohl Ironie wie auch bitterer Ernst und wird ohne jede direkte Wirkung bleiben. Im besten Fall macht er das eine oder andere Mitglied des Hauptausschusses etwas nachdenklich. Vielleicht motiviert mein Text auch den einen oder anderen Rostocker Bürger, am Bürgerforum am 16. Juni ab 17:00 Uhr in der Rathaushalle teilzunehmen.

Und deshalb vier Seiten Text?

 

Niederträchtige Gemeinheiten statt Kulturpolitik – geht’s noch?!

Die Ostsee-Zeitung meldet heute:

Der Streit um die Zukunft des Volkstheaters Rostock hat sich nochmals verschärft. Um den finanziellen Sparvorgaben der Landesregierung genügen zu können, denken Aufsichtsrat und Theaterverwaltung offenbar über tiefere Struktureinschnitte nach, um zwei unkündbare Schauspieler auf diese Weise „rechtssicher“, d.h. ohne Klagemöglichkeit, betriebsbedingt kündigen zu können. Dazu soll, anders als bisher im  sogenannten „Hybridmodell“ vorgesehen, neben einem erweiterten Musiktheater kein Schauspiel mehr, sondern lediglich eine kleine Kinder- und Jugendtheatersparte bestehen.

Bekannt geworden ist der Streit aus Briefen der Volkstheater-Aufsichtsratsvorsitzenden Sybille Bachmann und des Intendanten Sewan Latchinian, der von diesen Plänen überrascht wurde und vor ihnen warnte. Darauf wurde ihm eine Verletzung der Vertraulichkeit und der Pflichten eines Geschäftsführers vorgeworfen. Bei den beiden unkündbaren Künstlern handelt es sich um die Schauspieler Petra Gorr und Ulrich K. Müller, zwei prägende und überregional bekannte Gestalten des Ensembles. Beobachter schlussfolgern aus dem Vorgang, dass das „Hybridmodell“ zu eng und gegen die Realitäten des Rostocker Theaters gerechnet worden war, um benötigte Mehrheiten zu erzielen, und jetzt verschärft werden müsse, um den finanziellen Vorgaben zu entsprechen.

Kein Kommentar.

Nachtrag: In einem leider bezahlpflichtien OZ-Artikel gibt es wichtige Informationen, die das Bild abrunden. Auch die befremdliche Rolle des kaufmännischen Geschäftsführers.

Abgeschrieben: Palmyra. IS. Kultur.

Der Admin hat bei Facebook abgeschreiben, genauer gesagt bei der FB-Seite der „Initiative Volkstheater“. Vielleicht interessiert es die eine oder den anderen…

Guenter Hering, 16. Mai um 19:11

Vielleicht zum Mitfreuen…:

Als Sewan Latchinian die im Theaterbereich beunruhigenden Zerstörungstendenzen durch einen Bezug auf die Kulturzerstörungen des IS deutlich zu machen suchte, wurde er entlassen.
In einem anderen Land, das einigen als Reich des Bösen gilt, das aber seit jeher eine sehr innige und unzerstörbare Beziehung zu seiner Kultur und der anderer Völker hat, engagierte man sich sehr pragmatisch und erfolgreich gegen den IS. Mit dem Ergebnis, dass auch Palmyra befreit werden konnte.
Mehr noch: Dieses andere Land entsandte das Orchester eines seiner Theater nach Palmyra, um durch ein ernstes, würdevolles Konzert den Erhalt wenigstens eines Teils dieses unschätzbaren Weltkulturerbes zu feiern. Seht und hört selbst: https://deutsch.rt.com/kur…/38173–gebet-fur-palmyra-waleri/ (Ergänzung auf https://deutsch.rt.com/gesel…/38159-heute-live-auf-rt-gebet/).

palmyra  ‚Ein Gebet für Palmyra‘ – Waleri Gergijews Symphoniekonzert für die befreite Oasenstadt – komplett


Olaf Koppe Ich glaube, Sewan Latchinian wüsste diese russische Propaganda-Nr. sehr wohl einzuordnen…


Guenter Hering, 21.05.
„Russische Propaganda-Nr.“ also, Herr nd-Geschäftsführer und Verlagsleiter. Was ist in Ihren Augen Propaganda? Dass Palmyra vom IS befreit wurde und die vollständige Zerstörung Palmyra’s verhindert wurde? So eine „Propaganda“ hätte ich mir von den USA schon lange gewünscht, dann wäre viel unersetzliches Kulturerbe erhalten geblieben.

Oder meinen Sie mit Propaganda, dass Russland die Syrer nicht nur durch Luftangriffe, sondern auch vor Ort unterstützt? Ich finde das deutlich mutiger und ehrlicher als die „no-boots“-Strategie der USA, die statt dessen undifferenzierte Drohnenangriffe fliegt.

Oder stört es Sie heftig, dass die russischen Musiker ausgerechnet aus Leningrad kamen, einer Stadt, die auf andere Art sehr großes Leid erfahren musste und sich daher mit den IS-drangsalierten Syrern auf besondere Art solidarisch fühlt? Falls Sie sich angesichts Ihrer heftigen Russophobie nicht erinnern sollten: Ich meine die Leningrader Blockade.

Vor einem Jahr schrieb das nd noch darüber…

Noch eins, Herr Koppe: Bitte versuchen Sie nicht, sich zum Wortführer für unseren Intendanten zu machen. Den mögen wir nämlich, trotz seiner Ecken, Kanten und manchmal nicht glücklichen Entscheidungen. Er hat es auch noch immer nicht verlernt, seine Meinung selbst kundzutun…!

Aber viel, viel wichtiger ist, dass Ihr alle die Möglichkeit nutzt, Eure Meinung zum „Hybridmodell“ zu äußern! Nur noch bis zum 25. Mai, also bis zum kommenden Mittwoch, besteht diese Möglichkeit!

Die Einschränkungen sind zwar eine Entmündigung der rostocker Bürger, aber besser hier mitgemacht als durchgehend geschwiegen!

 

 

 

Werkstatt unserer Gesellschaft oder Theaterelend und Erpressung?

1. Gesellschaftlich unverzichtbar?

In einem Gastbeitrag für die Ostseezeitung weist Frau Prof. Barbara Kisseler, Kultursenatorin der Freien und Hansestadt Hamburg und Vorsitzende des Deutschen Bühnenvereins darauf hin, dass

„die Theater in unserer Gesellschaft unverzichtbar sind. Sie setzen sich mit der aktuellen Wirklichkeit unserer Welt auseinander und ermöglichen dies auch ihrem Publikum, ihrer Stadt, ihrem Netzwerk. Auch Politiker täten gut daran, diese Funktion zum einen stärker anzuerkennen, und zum anderen die aus dieser Reflexion wachsenden Erkenntnisse in ihren Entscheidungen zu Veränderungen in den Theatern zu berücksichtigen…

Mit all ihren Formen des Engagements nehmen die Theater ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr, mischen sich ein und widerlegen so das Vorurteil vom elitären und wirklichkeitsfremden Elfenbeinturm. Sie stellen sich immer wieder der Herausforderung, aktuelle gesellschaftliche Themen zu bearbeiten und zu reflektieren.

Dies stößt manchen bitter auf…

Der Dichter Bert Brecht sagte es so: „Der Künstler hat nicht nur die Verantwortung vor der Gesellschaft, er zieht auch die Gesellschaft zur Verantwortung.“ Theater werden zu einem Großteil mit öffentlichen Geldern gefördert…

Die öffentliche Finanzierung ermöglicht künstlerische Intervention. Künstler wie Christoph Schlingensief haben gezeigt, dass ihre Projekte direkt und konfrontativ in die Gesellschaft einschlagen können, der theatrale Raum umgedacht werden kann, man sich von den Textvorgaben lösen und Neues schaffen kann, das das Spektrum der Stadttheater um ein Vielfaches erweitert.

Im Theater kumulieren Tradition und Moderne, historische Verortung und Neuinterpretation, Repräsentanz auf der Bühne und Interaktion mit dem Publikum zu etwas, das für jeden real erlebbar wird. So kann das Theater ganz unmittelbar und direkt die Frage stellen, wie wir in unserer Gesellschaft leben wollen. Es kann mit Witz und Sinnlichkeit, aber auch mit Provokation Kritik äußern. Es führt uns die Werte vor Augen, die in unserer Gesellschaft gelten.“

Man sollte den ganzen Beitrag lesen. Jeder Satz ist richtig. Jeder Satz gilt nicht für die „Hansestadt“ Rostock.

2. In Rostock eher verzichtbar!

Frank Schlößer analysiert die rostocker Situation und kommt zu einem erschreckenden Ergebnis:

„…der Kahn läuft auf die Klippen zu… Ob das Schiff nun auf den Felsen landet oder ob vorher die Kessel explodieren und das Schiff führerlos auf dem Meer treibt – das Ende der MS Volkstheater ist so oder so in Sicht und auch eine 130jährige Tradition geht zuende, wenn – wie Gustav Mahler einst sagte – es nicht mehr um die Weitergabe des Feuers, sondern nur um die Anbetung der Asche geht.

… Die „MS Volkstheater Rostock“ wird dagegen im Bermuda-Viereck zwischen Kopenhagen, Hamburg, Berlin und Stettin versinken. In dieser Stadt ein neues Volkstheaterschiff auf Kiel zu legen, ist genauso sinnvoll wie einen Leuchtturm im Marianengraben zu bauen. Sewan Latchinian war der letzte Kapitän auf diesem Schiff. Wir wissen jetzt: Mit dieser Reederei konnte er nur scheitern. Derzeit sieht es so aus, als endet das Volkstheater wie die Deutsche Kaiserliche Marine im Jahre 1919 in Scapa Flow.“

Pikantes Detail: „…Oberbürgermeister Roland Methling … hat weder den vorgelegten neuen Spielplan von Sewan Latchinian als Arbeitsgrundlage akzeptiert noch traut er dem Intendanten zu, dass er …das Sparmodell am Volkstheater umsetzt“ (ebenda). Wie formulierte Frau Prof. Kisseler? „Die öffentliche Finanzierung ermöglicht künstlerische Intervention.“ Aber doch nicht in Rostock!

Man sollte auch diesen Artikel in voller Länge lesen.

3. Erpressung

Die Ostsee-Zeitung meldet heute:

„Kultusminister Mathias Brodkorb (SPD) stellt Rostock zusätzliche fünf Millionen Euro für den Bau eines neuen Theaters in Aussicht. Wenn die Hochschule für Musik und Theater (HMT) dort Räume bekommt…

„Das Geld ist da, aber das ist kein Selbstläufer“, wiederholt er seine Position. Voraussetzung bleibt nach wie vor, dass das Volkstheater, so wie in der Zielvereinbarung von 2015 festgelegt, „zukunftssichere Strukturen“ schafft.“

„Zukunftssichere Strukturen“ – das meint unverändert die Abschaffung der Schauspielsparte. Weil Sprechtheater am ehesten „Werkstatt unserer Gesellschaft“ sein kann, uns die Werte vor Augen führt, die in unserer Gesellschaft gelten?

Tut nichts! Der Jude wird verbrannt!

Dreimal wiederholt in Lessings dramatischem Gedicht »Nathan der Weise« (1779) der Patriarch von Jerusalem diese Worte. Sie sind seine stereotype Antwort auf alle Einwände des jungen Tempelherrn gegen die Verurteilung eines Juden zum Tode auf dem Scheiterhaufen… Das Originalzitat, mit dem man ironisch auf jemandes Unbeirrbarkeit oder Starrköpfigkeit hinweisen kann, wird heute nur selten und nur in Situationen verwendet, in denen es nicht als Ausdruck antisemitischer Ressentiments missverstanden werden kann.

Gefunden auf http://universal_lexikon.deacademic.com/312297/Tut_nichts!_Der_Jude_wird_verbrannt!

Hier in diesem Beitrag erscheint mir das Zitat nahezu unvermeidbar, denn vor allem eine (aber leider nicht die einzige) Person trägt schon sehr viel Holz für den Scheiterhaufen zusammen und schichtet fleißig auf. Man kann es auf der öffentlichen Facebookseite der „Initiative Volkstheater“ nachlesen, von der die nachstehenden Zitate stammen. Alle aus einem einzigen Post.

1. Eine scheinneutrale Einleitung

Als Kommentar zur Tierparabel stellte Eva-Maria Kröger hier die Frage nach der Schuld für die verfahrene Situation.
Meines Erachtens müssten vielmehr Fragen nach der Verantwortung, Verantwortungsübernahme und Lösung gestellt werden.

Verantwortung für das finanzielle Budget eines Theaters tragen Land und Kommune, die Verantwortungsübernahme hat durch die Politik zu erfolgen. Bis 2023 stellen Land und Kommune dieselben Finanzmittel zur Verfügung wie bisher.
Lösungsansätze für Veränderungen sind einerseits durch die Theater selbst mittels überzeugender Konzepte und andererseits durch die Politik mittels Bereitstellung erforderlicher Mittel zur Umsetzung dieser Konzepte zu erarbeiten.
Hierbei handelt es sich um einen sowohl künstlerischen + unternehmerischen (Konzept) als auch politischen (Finanzen) Prozess, der mit politischen Mitteln zu moderieren ist.
Haltungen wie „alles soll bleiben wie bisher“ oder „ich will das nicht“ bedeuten Stillstand und sind wenig hilfreich. Allerdings sind sie höchst einfach und bequem, da man sich nicht weiter anstrengen muss.

2. Jetzt wird es haarig

Wer aber trägt die Verantwortung für die Umsetzung gefasster und gültiger Beschlüsse? Eindeutig ist das die Geschäftsführung.
Selbstverständlich darf sie jederzeit (sachliche) Kritik an Beschlüssen äußern und mit eigenen (konstruktiven) Vorschlägen zur Fassung neuer Beschlüsse beitragen. Sich bis zu eventuellen neuen Beschlüssen aber der Umsetzung bestehender Vorgaben komplett zu verweigern, gefährdert nicht nur Zuschüsse, sondern ist schlicht und einfach nicht zulässig. Derartiges führt regelmäßig zur Beendigung eines Anstellungsverhältnisses.

Das geht eindeutig gegen den Intendanten. Aber verweigert er sich denn? Mit dem am 20.2. abgelieferten Konzept versucht er zu erklären, warum nur „Operntheater“ nicht funktionieren wird. Das erscheint mir noch nicht einmal eine (natürlich sachliche!) Kritik, sondern wirklich nur eine faktenbasierte Darlegung, eben eine Erklärung. Das soll nicht zulässig sein? Das soll zur Beendigung des Anstellungsverhältnisses führen? Ja wo leben wir denn?

3. Verantwortung einmal ganz neu definiert

Im ersten Abschnitt lesen wir, „Verantwortung für das finanzielle Budget eines Theaters tragen Land und Kommune, die Verantwortungsübernahme hat durch die Politik zu erfolgen.“ Den mit der Umsetzung des politischen Handelns Beauftragten wird in dieser Definition keine eigene Verantwortung zugebilligt. Demzufolge formuliert die Autorin folgerichtig:

Wer sich an einem Prozess nicht beteiligen möchte, aus welchem Grunde auch immer, sollte dann auch die Konsequenz ziehen und gehen. Auch das ist gängige Praxis. Vor allem aber sollten weder Poker aus Eigeninteresse noch persönliche Befindlichkeiten ein ganzes Haus in Mitleidenschaft ziehen.

Sehen wir mal von den dreisten Unterstellungen im zweiten Satz ab („Poker aus Eigeninteresse“, „persönliche Befindlichkeiten“), so wird im ersten Satz gefordert, wer in einer Leitungsfunktion nicht bereit ist, eine Vorgabe ohne wenn und aber umzusetzen, der hat zu gehen. „Auch das ist gängige Praxis“.

Angesichts des 25jährigen DDR-Deligitimierungsbemühens erlaube ich mir ganz bescheiden festzustellen, dass mir eine so ultimative Forderung auf Verzicht eigenen Einbringens vor dem Jahr 1990 noch nicht vorgekommen ist. Einem solchen Ansinnen würden auch nur erbärmliche Feiglinge folgen – Sewan Latchinian ist gottseidank das Gegenteil davon.

4. Nun doch Verantwortung?

Beim Weiterschreiben bemerkte die Autorin, dass man mit dem Zuspielen von Verantwortung eine Menge Vorwürfe erheben kann. Auf geht’s:

Wer trägt die Verantwortung dafür, dass es Anfang März weder einen fertigen Spielplan für den Sommer 2016 (!) noch für die Spielzeit 2016/17 gab?

Die Antwort ist ganz einfach, wenngleich nicht im Sinn der Autorin dieser Vorwürfe:

  1. Der Aufsichtsrat mit seinem Beschluss, das 4-Sparten-Volkstheater in ein „Opernhaus“ umzuwandeln (wenngleich der Aufsichtsrat es später so nicht formuliert haben will, aber dies halbherzige Dementi ist leider nur mündlich überliefert),
  2. der Oberbürgermeister mit seinem Gesellschafterbeschluss vom 16.02.2016, in dem er dem Intendaten auftrug, kurzfristigst ein Konzept zum Umbau des VTR in ein Opernhaus zu erarbeiten und vorzulegen. Natürlich blieb unter dieser Auflage jede Arbeit am Spielplan erst einmal liegen.

Wer trägt die Verantwortung dafür, dass ein Spielplan auf fast eine einzige Person zugeschnitten ist und bei deren Fehlen alles lahm liegt und Ersatz kaum stattfindet?

Aha. Der Spielplan fehlt zwar, ist aber zugleich „auf fast eine einzige Person zugeschnitten“. Diese Ecke des Scheiterhaufens erscheint mir doch etwas zu wackelig und sollte neu gestapelt werden.

Weiter:

Wer trägt die Verantwortung dafür, dass Mitarbeiter, Abteilungsleiter/Spartenleiter sich noch so schöne Dinge ausdenken können, sie aber immer der Zustimmung eines Einzelnen bedürfen, der ausschließlich seine eigenen Vorstellungen durchsetzt?

So ist das nun einmal: „Intendanten (von französisch intendant ‚Aufseher‘, ‚Verwalter‘) sind gesamtverantwortliche Geschäftsführer und künstlerische Leiter … eines Theaters, eines Opernhauses, (gefunden bei https://de.wikipedia.org/wiki/Intendant).

Ohne Zustimmung dieses „Einzelnen“ geht es schwerlich, nicht in Rostock und nicht andernorts. Nicht im Theater und nicht in einem beliebigen anderen Betrieb.

In diesem Zusammenhang auch von Interesse: „Die weit reichenden Befugnisse … bieten dem Intendanten die Möglichkeit, ein künstlerisches Konzept zu verwirklichen, ohne darin von Dritten behindert zu werden… Als Intendant sollte man klare Vorstellungen darüber haben, welches künstlerische Profil man an einem Theater schaffen kann und möchte und mit welchen Stücken und Personen dieses Ziel realistisch zu erreichen ist.“ (gefunden auf; http://www.buehnenverein.de/de/jobs-und-ausbildung/berufe-am-theater-einzelne.html?view=19)

Aber dass dieser Einzelne darüber hinaus hierorts „ausschließlich seine eigenen Vorstellungen durchsetzt“, gehört wohl wieder in den Bereich übler Nachrede. Wer mag denn glauben, dass unser Intendant den Tänzern die Choreographie vorgibt, den Sängern vorschreibt, wie sie ein Lied zu interpretieren und vorzutragen haben, den Dirigenten zur Seite schiebt und selbst dirigiert?

Weiter:

Wer trägt die Verantwortung dafür, dass Mitarbeiter/innen Angst haben, offen ihre Meinung zu sagen, weil sie befürchten müssen, entlassen zu werden. (Sie haben die Erfahrung aus dem letzten Jahr, wo interne Kritiker Nichtverlängerungen erhielten, selbstverständlich als rein künstlerische Entscheidung.)

Diese Frage ist besonders einfach zu beantworten, aber zuvor eine Bemerkung: Als Sewan Latchinian als Intendant in Rostock anfing und es dabei zu deutlichem Personalwechsel kam, erklärte man uns Außenstehenden, das sei allenthalben eine gängige Praxis und in keiner Weise kritikwürdig. Nichtverlängerungen seien normal im Leben von Schauspielern, Tänzern, Sängern, Musikern… Die Autorin des hier kommentierten Textes vertrat diese Auffassung ebenfalls und vehement. Warum jetzt diese Kehrwende?

Zurück zur Frage: „Wer trägt die Verantwortung dafür, dass Mitarbeiter/innen Angst haben, offen ihre Meinung zu sagen…“? Die Antwort fällt leicht: Die Ängstlichen selbst. Es ist eine uralte Erfahrung: Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt. Als einer, der stets aufmüpfig und eigensinnig gelebt hat, weiß ich, wie viel Beulen und Schlimmeres man sich zumeist einhandelt. Muss man nicht haben, aber dann bitte klagt nicht darüber, keine Meinung äußern zu wollen!

Es ist doch bezeichnend: Von der letzten Mitarbeiterversammlung, an der der Intendant teilnahm, berichten Insider, dass in bezug auf seinen Leitungsstil großes Schweigen herrschte. Erst auf der darauffolgenden Versammlung, an der er krankheitsbedingt nicht mehr teilnehmen konnte, begann das große Klagen. Richtig, so sind die Philister. Vor der Wende waren sie fast alle in der SED, aus naheliegenden Gründen. Danach konnten sie sich nicht schnell genug distanzieren, die Cleversten mutierten zu Bürgerbewegten. So sind sie, die meisten Mitmenschen, und so werden sie wohl auch bleiben. Aber wenn sie uns auf der Bühne das Gute, Wahre und Richtige vorspielen wollen, dann wird es kaum hinreichend überzeugend über die Rampe kommen. Kunst kommt eben nicht nur von Können, sondern auch vom Charakter. Das macht ja Kunstschaffende aus – dass sie ihre Auffassungen, Sichtweisen, Überzeugungen im Alltag und in der Öffentlichkeit (hier: auf der Bühne) leben, dass sie glaubhaft sind!

Weiter:

Weshalb nur hoffen so viele Mitarbeiter/innen, dass der künstlerische Geschäftsführer nicht wiederkommen möge?

Gegenfrage: Wie viele mögen es denn sein, wie zuverlässig ist die Aussage, warum bleibt sie so vage? Außer, es handelt sich lediglich um eine Wiederholung der bereits beschriebenen Angst, eigene Meinung erkennen zu lassen.

Epilog

Trägt für all‘ dies die Politik die Verantwortung? NEIN.

Politik trägt jedoch mit die Verantwortung dafür, diesen lähmenden Zustand nicht schon längst beendet zu haben, zum einen mit der Darstellung der tatsächlichen Verhältnisse, zum anderen mit klaren Entscheidungen.
Durch Nichthandeln befinden wir uns inzwischen auf einem Feld der Eitelkeiten, persönlichen Interessen und Intrigen, des vermeintlichen und tatsächlichen Wahlkampfes, persönlicher Entscheidungs- und Leitungsunfähigkeit und dergleichen.
Momentan werden das VTR und seine Mitarbeiter ganz gezielt den Spielchen Einzelner geopfert. Das ist in meinen Augen verantwortungslos.

Wer für den Erhalt des VTR kämpft, der löst umgehend die Personalfrage und beginnt endlich mit der inhaltlichen Debatte, der sich hier die meisten verschließen.

Muss man nicht kommentieren. Lähmender Zustand, Nichthandeln, Feld der Eitelkeiten, persönliche Interessen und Intrigen, persönliche Entscheidungs- und Leitungsunfähigkeit, Spielchen Einzelner, verantwortungslos – fehlt noch was?

Kommentare

Aus den vielen Facebookkommentaren seien hier nur zwei, noch dazu gekürzt, herausgepickt. Wer sich mehr antun möchte, dem steht es jederzeit frei. Die FB-Seite „Initiative Volkstheater“ ist ja öffentlich.

Ein Straßenbauingenieur, Mitglied der Rostocker Bürgerschaft, schrieb:

Wärest Du in meinem Beruf tätig, wären deine Straßen vielleicht schwarz, doch fahren könnte man darauf nicht… reicht es Dir, Dich zu verhalten, wie Roland Methling? Du versteckst Dich in einer existentiellen und sehr politischen Debatte über die Theater in MV hinter einer Personalie, welche Dir schon immer mißfiel…

Eine andere Mitstreiterin für das rostocker Volkstheater fragte kurz und bündig:

Ist der Beitrag ein Aufruf zum Putsch? An wen richtet er sich?

Abschließend noch eine persönliche Anmerkung: Rumpelstilzchen ist kein Fan von Sewan Latchinian. In einigen entscheidenden Punkten würde sich Rumpel einiges ganz anders wünschen. Aber das tut hier nichts zur Sache. Latchinian kämpft unbeirrt für ein Vierspartentheater und gibt selbst unter widrigsten Umständen nicht klein bei. Das verdient Respekt. Er bringt sich bis zur Erschöpfung ein (und darüber hinaus, wie wir aktuell wissen). Das ist nicht unbedingt klug, aber beeindruckt mich.

Vor allem aber: Sewan Latchinian ist ein Mensch, der wie jeder andere Fairnis verdient hat. Angriffe, wie sie hier von einem Bürgerschafts- und VTR-Aufsichtsratmitglied praktiziert werden, wünsche ich nicht mal meinem ärgsten Feind – und den kann ich wirklich nicht leiden!


 

1Wikipedia merkt noch an: „Zählt zum Kompetenzbereich des Intendanten neben dem Musiktheater auch Schauspiel und Ballett (Dreispartenhaus), so erhält er den Titel Generalintendant.“

Fremdschämen

Der Intendant hat nach Abgabe seines Konzeptes entsprechend dem Gesellschafterbeschluss des OB der Ostsee-Zeitung ein Interview gegeben.

Das löste bei einem Bürgerschaftsmitglied, das auch Mitglied im Aufsichtsrat der Volkstheater-GmbH ist, eine Reaktion aus, den ich nur als Wutausbruch bezeichnen kann:

Sybille Bachmann, 25. Februar um 14:15 auf der Facebook-Seite „Initiative Volkstheater“:

Harakiri des Intendanten. Die Betroffenen: Er selbst, das VTR, die Mitarbeiter. Das ist verantwortungslos. Wer Chancen so in den Sand setzt, verspielt sich selbst die Zukunft.
Nun ist es Aufgabe des Aufsichtsrates sofort gegenzusteuern. In Voraussicht dieser sich längst abzeichnenden Entwicklung hatte ich eine Sondersitzung des AR beantragt, die heute stattfindet. Der Crash, auf den Sewan leider gezielt hingearbeitet hat, ist jetzt da. Es war bis zum Schluss absolut vermeidbar, genau das aber wollte er nicht.
Meine Enttäuschung ist tief, denn wer an das VTR und seine Mitarbeiter glaubt, darf sich nicht so destruktiv verhalten.

Noch detaillierter und offensiver ist es hier nachlesbar (wirr, kein Konzept, sondern Farce, verantwortungslos, öffentliche Schädigung des VTR, Blockade der Spielplanplanungen, unglaubwürdig usw.).

Die Reaktionen auf der Facebookseite „Initiative Volkstheater“ fielen entsprechend kritisch aus. Weil nicht jeder Zugang zu Facebook will (immerhin muss man Facebook dazu sein Email-Passwort übermitteln, Facebook kann also bei Interesse seinerseits den ganzen Emailverkehr mitlesen und sogar unter dem Namen des Zugangsberechtigten Mails versenden!), folgt nachstehend eine Dokumentation der Diskussion – ganz ohne Eingriff in die Privatsphäre der Lesenden:

Helge Bothur:

Ach Sybille…
Was ist hier destruktiv?
Mit dem Finger auf die Bombe zeigen?
Deine Bewertung lässt vermuten, dass Du es besser weißt.
Woher?
Weißt Du mehr?
Gab es einen Lehrgang?
Lad‘ uns in den Hörsaal ein … zum Zuhören.

Sybille Bachmann: Destruktiv ist es, ganz bewusst etwas aufzuschreiben, das gezielt in die Katastrophe führen würde, obwohl genau das gar nicht beschlossen oder gar gefordert war. Die Reaktionen im Haus waren entsprechend.

Helge Bothur: Er stellt sich doch nicht quer?
Wenn du deiner Werkstatt sagst, hier habt ihr 200 euro, einmal bremsen neu,…, die sagen dann, iss nicht, kostet 400… Sagst Du dann auch, dass die sich quer stellen?
Er ist unser vertraglich gebundener Fachmann, neben ihm Rosi… Fazit: Unsere Idee geht nicht. Was daran ist schlimm? Ist doch einfach… Die Idee funktioniert nicht.
Es sei, der Inhalt ist einem scheißegal.

Sybille Bachmann: Wem das VTR am Herzen liegt, nicht nur verbal, der setzt Ideen um, die das Haus strukturell absichern. Das hat der Aufsichtsrat heute einstimmig getan.

Helge Bothur: Was zu beweisen sein wird.
Im Übrigen ist hier kaum jemand in der Lage, zu leisten, was über Worte hinausgeht. Selbst im Aufsichtsrat seid ihr auf die GF angewiesen. Du solltest nur fordern, was Du selbst zu leisten vermagst. Ich bin Bauingenieur. Und Du?
Fast könnte man meinen, Du bist ein wenig selbstgefällig.
Sollte das so sein?

Kai Mueller: „Absolut niemand hat ein reines Opernhaus beschlossen, absolut niemand hat einen Verzicht auf Schauspiel und Tanz beschlossen…“
Doch genau das hat der OB (Stichwort eigenes Ensemble bei Musiktheater und Orchester) beschlossen! Dass Schauspiel und Tanz sichergestellt werden sollen, heißt doch nichts anderes als dass es ab und zu mal Gastspiele geben soll.

Sybille Bachmann: Der Gesellschafterbeschluss sagt anderes und wurde meinerseits im Detail dargelegt. Ab und an Gastspiel? Das Gegenteil wurde heute beschlossen.

Frau Dr. Bachmann, was sollen diese Nebelbomben? Der Gesellschafterbeschluss sagt eindeutig etwas anderes! Für alle, die nicht glauben wollen, dass Frau Dr. Bachmann die Streiter für ein Vierspartentheater so verunsichern versucht: Einfach mal den Gesellschafterbeschluss nachlesen, in aller Ruhe und gründlich!

Kai Mueller: Wie soll denn Schauspiel und Tanz ohne ein eigenes Ensemble gewährleistet werden? Sollen die Schauspieler und Tänzer sich freiberuflich betätigen und hoffen, dass sie mit genügend Aufträgen vom VTR versorgt werden und das Jahr für Jahr? Wer läßt sich darauf ein?

Hier auch nochmal der Verweis auf ihr eigenes Papier vom 16. Februar mit dem Titel „Inhalte Gesellschafterbeschluss“. Dort schreiben Sie unter dem Punkt Festlegung der Struktur:
„Geschäftsführung wird beauftragt, Modellvariante Opernhaus (eigenes Ensemble bei Musiktheater und Orchester) weiter zu entwickeln und gemäß Zielvereinbarung umzusetzen…“

Sybille Bachmann: Bitte nicht unvollständig zitieren! Unter Absicherung von Schauspiel und Tanz stand da noch als Arbeitsauftrag. Wie der Auftrag erfüllt wurde, ist dem noch zu veröffentlichenden Konzept zu entnehmen, was nicht vor Bekanntgabe bei den Mitarbeitern erfolgen sollte.

Sybille Bachmann: Hannes Meumann, Ich kenne solche Vorschläge vom Sewan nicht, da muss ich geschlafen haben. Mein Antrag vom 25.02.15 (ein Jahr her) lautete übrigens auch anders als hier dargelegt. Die Einbindung der Freien Szene war da nur ein Bestandteil.

Sophie Dagadou: es ist nur das, was viele denken, dass ein Opernhaus ein totgeborenes Kind ist.

Sybille Bachmann: Hat ja auch niemand beschlossen.

Einspruch, Frau Dr. Bachmann! Im Gesellschafterbeschluss steht zum einen, dass der Aufsichtsrat (!) dem Gesellschafter – also dem OB – empfohlen hat, die Variante „Opernhaus“ weiter zu untersetzen (der Gesellschafter merkt an: „bei Absicherung von Schauspiel- und Tanztheater“) und die Variante „Schauspielhaus“ nicht weiter zu verfolgen.

Zum zweiten beauftragte die Gesellschafterversammlung die Geschäftsführung, „die Modellvariante Opernhaus (eigenes Ensemble bei Musiktheater und Orchester) weiter zu entwickeln und gemäß Zielvereinbarung umzusetzen“.

Zum dritten ist der diesem Auftrag nachfolgende Satz eindeutig nicht Bestandteil des Auftrages: „Es wird sichergestellt, dass auch zukünftig Schauspiel und Tanztheater in der Hansestadt Rostock angeboten werden“. Ware dies Bestandteil des Auftrages an die Geschäftsleitung, müsste die Formulierung zwingend lauten, „es ist weiterhin sicherzustellen, dass…“.

Helmut Hochmuth: Jetzt wird das Durcheinander komplett – wer versteht eigentlich noch dieses Gezerre um VTR und SL? Ich nicht! Im Übrigen halte ich die Auffassungen des (noch) Intendanten für durchaus nachvollziehbar, vor allem seine Frage, weshalb man ihn nach Rostock geholt hat. So geht man einfach nicht mit Geschäftspartnern um!

Sophie Dagadou: So geht man nicht mit Menschen um

Sybille Bachmann: Die mögliche Veränderung bis hin zur Spartenschließung war Thema im Bewerbungsgespräch mit sehr unterschiedlichen Antworten beider Kandidaten.

Da wundert sich Rumpel schon wieder. Was ist das für eine nebulöse Anmerkung von Frau Dr. Bachmann, zumal sie im Kontext dieser Diskussion überhaupt nichts zu suchen hat? Außer man will auf Kraft dem Intendaten noch was Ungutes nachsagen…

Helge Bothur: Ich glaube, hier geht es zuletzt um ein Wettrennen, wer das Spiel des OB möglichst nicht als Letzter verliert.
Hier geht es nur noch darum, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden. Das ist im Leben unterdurchschnittlich und führt niemals dazu, in Rostock Theater zu machen. Abgesehen vom Wettbewerb der Nichtkünstler.
Offenbar existiert nun auch ein Konzept von Kollegen Rosinski… Ich hörte Worte, wie genial und klug. Ob Rosi noch meint, was Theater eigentlich ist, erfährt heute zuerst der Aufsichtsrat. Ob dort auch die Bürgerbeteiligung eine Rolle spielen wird?
Nun, wenn das StRosinski Konzept heute die Augen leuchten lässt, wird er wohl auch nicht nach Halle gehen. Ich hörte aus Halle, dass das möglich sei. Gerüchte?
Keine Ahnung, wird ja so viel geredet.
Ohne Bürgerbeteiligung wird es nicht gehen, da dürfen wir gespannt sein.
Auf jeden Fall wird uns, was vom Theater übrig bleibt, als Erfolg verkauft werden. Als maximal Machbares.
Wisse, jede und jeder, die das sagen wollen, dass dies auch ein für DummVerkaufen vieler Menschen wäre.
Vorsicht ist geboten, Demokraten und Demokratinnen.
Zum Schluß obsiegt möglicherweise das Banausige.
Wer wird sich dort einordnen?
Auch Linke, Rostocker Bund, Grüne…
Das waren die letzten und konsequenten Verfechter eines Theaters, welches dieser, unserer Stadt würdig ist.
Ich bin selbst Linker und weiß nicht, was die nächsten Stunden ergeben werden. Wer fällt um?
Warten wir es ab.

Sybille Bachmann: Meckern allein reicht nicht, wenn man Strukturen erhalten will. Der Aufsichtsrat hat heute jedenfalls einstimmig beschlossen. Und niemand hat dabei seinen Kampf für das VTR aufgegeben, im Gegenteil.

Helge Bothur: Hier meckert niemand. Wir sind unzufrieden mit deiner, mit eurer Leistung. Ihr beschert uns weniger Theater. Die Politik hat versagt. Der Oberbürgermeister hat versagt. Der Minister hat versagt. Und ihr habt nicht die Kraft, dem etwas entgegen zu setzen. Möglicher Schaden für das Unternehmen Theater ist nicht ausgeschlossen. Den zu verhindern ist Job eines Aufsichtsrates. Euer Erfolg oder Versagen wird sich erst erweisen. Also Vorsicht mit dem Selbstlob und der Rasur der Menschen dieser Stadt!

Hannes Meumann: Frau Dr. Bachmann, wäre es kein Harakiri und kein Verrat an den künstlerischen und technischen Ensemblemitgliedern und an seinem Publikum und dem Publikum, dass eher demOB und dessen Gefolge applaudiert, wenn er sagen würde Opernhaus und Theater und Ballett sind weiter wie gewohnt zu haben, Theater und Tanz sogar für lau??? Hauptsache, er widerspricht nicht dem Ob und Ihnen????

Thomas Wolff: Frau Bachmann, wer setzt Sie so unter Druck, dass Sie sowas schreiben?

Sybille Bachmann: Niemand. Es sei denn die Unterstützung auch der Mitarbeiter, die ich heute erfahren durfte. Es geht schließlich um das VTR und nicht Einzelinteressen.

Rhine Schreier: Am 1. 02. ist das VTR ein Opernhaus geworden. Sicher hat es Sewan an diesem Tag erfahren. Hatte er auch Urlaub? Egal, nun sollte er ein Konzept schreiben. In 19 Tagen eine Verwandlung gestalten und mit Zahlen belegen. Er hat den Versuch gewagt realistisch zu sein und Herr Rosinski hat das Schriftstück mit getragen und untermauert. Alle wissen Musiktheater ist teuer, alle wissen Opernhaus in Rostock funktioniert nicht allein, alle wissen das ohne Schauspiel und Tanz hier ein Kulturabbau betrieben wird, ich finde es nur ehrlich von Sewan öffentlich die Wahrheit den Bürgern zu sagen, die durch die Zeitung ansonsten nur mit Halbwahrheiten und Halbinfos dumm gehalten wurden – nun ist es öffentlich und der Bürger darf nun am Samstag lautstark dagegen tanzen, gegen die Nichtdemokratie für ein Theater😀

Sybille Bachmann: Am 29.01.16 ist das VTR kein Opernhaus geworden, jedenfalls nicht, wenn man den Beschluss liest. Man kann das natürlich auch herbeireden, wie es hier auf der Seite gerade geschieht. Herr Rosinski hat das „Konzept“ vom Sewan nicht untermauert, sondern eine vom Sewan abgeforderte Berechnung zu seinen Plänen gemacht. Das Konzept vom Sewan war leider völlig unrealistisch, das haben Nachfragen heute mehrfach gezeigt. Was veröffentlicht wurde sind Halbinfos und Halbwahrheiten, also genau das, was hier kritisiert wird.

Hannes Meumann: Frau Dr. Bachmann, wählen Sie diese SL diffamierenden Worte, weil Sie mit Ihrem Kniefall Ende Januar und dem Beschwören des „bestmöglichen Ergebnisses“ (der Schließung von 2 Sparten ohne Kompensation und der Zahlung der noch ausstehenden, aber bereits zugesagten Fördermittel – im Gegensatz dazu bekommt das Schweriner Theater nachträgliche Zuschüsse ohne Gegenleistung, sie seien ihm und den Schweriner Theaterbesuchern gegönnt, denn Kultur ist erstmal ein „Zuschussgeschäft“, das sich materiell und ideell erst später rechnet) gegenüber dem Rostocker Theaterbesuchern und dem VTR Harakiri begangen haben?

Sybille Bachmann: Ein Kniefall ist mir nicht bekannt, Sie können meine Texte alle auf meiner Internetseite lesen. Eine Schließung von zwei Sparten wurde auch nicht beschlossen, Sie sollten das schon alles korrekt lesen. Dass ich gegen die Ungleichbehandlung des VTR gegenüber dem Schweriner Theater eintrete, ist auch kein Geheimnis.

Kai Mueller: In Ihrem Papier vom 16. Februar mit dem Titel „Inhalte Gesellschafterbeschluss“ schreiben Sie unter dem Punkt Festlegung der Struktur:
„Geschäftsführung wird beauftragt, Modellvariante Opernhaus (eigenes Ensemble bei Musiktheater und Orchester) weiter zu entwickeln und gemäß Zielvereinbarung umzusetzen…“
Wenn ich nur noch zwei Sparten mit einem eigenen Ensemble habe von ehemals vier, bedeutet das doch wohl dass zwei Sparten geschlossen werden. Also warum streiten Sie das ab?

Christine Borgwald: Liebe Sybille, wann hast du aufgehört, für ein 4-Sparten-Haus zu kämpfen? Ich denke, der Intendant glaubt an das Volkstheater. Sonst würde er sich wohl kaum so engagiert dafür einsetzen. Oder glaubst du tatsächlich, es wäre noch unser Volktheater, wenn…

Sybille Bachmann: Mit ist nicht bekannt, dass ich aufgehört hätte für ein Vier-Sparten-Theater zu kämpfen. Auch der Rest ist Spekulation, die der Realität nicht entspricht. Wer an das VTR glaubt, legt Konzepte vor, die seine Existenz sichern, der befindet sich nicht seit Wochen auf einem Abfahrtsbahnsteig. Nochmals: Ein reines Opernhaus (Sewans Konzept) hat niemand beschlossen.

Manuela La: Bitte Frau Bachmann, dann Transparenz, Sewan befindet sich nicht auf dem Abfahrtsbahnsteig!!! Wie er hat keiner für das VTR gekämpft, ausgehalten und wieder gekämpft. Die Intrigen der Politik haben dem Ensemble des VTR seit fast zwei Jahren nicht die Möglichkeit gelassen, in Ruhe, mit Unterstützung und motiviert künstlerisch zu arbeiten. Was gelaufen ist, war und ist noch immer Mobbing in Reinkultur. Theater muss mit Theatermachern konzipiert und durchgeführt werden.

Hannes Meumann: Sehr geehrte Frau Dr. Bachmann, eigentlich wollte ich Ihnen den von Ihnen so eindringlich geforderten Dank dafür entbieten, dass Sie mir die Augen über den hiesigen Politilkstil geöffnet, mich zum Lesen aufgefordert haben, und dabei wie alle anderen, diejenigen als dumm und zu blöd hinstellen, die Ihre Meinung zu einem Problem, hochverehrte Frau Dr. Bachmann, kritisch hinterfragen um sie dann, wenn sich die Ziele als identisch herausstellen, vielleicht auch zu vertreten. Aber mein Dank gilt heute, wie so oft in den vergangenen Jahren der Tanzcompagnie, denn heute Abend sah ich Sie, Frau Dr. Bachmann, als Rotbart über die Bühne wirbeln, und mit mehr oder weniger Glück „ihre Jünger“ bei der Stange zu halten sowie die unbotmäßigen zu strafen. Es geht Ihnen nicht um Kultur in dieser Stadt, in diesem Land, denn dann würden Sie dem Schweriner Theater die Förderung und die auf Wunsch der dortigen OB erfolgenden ausserplanmäßigen Zuschüsse gönnen, die Herr Brodkorb diesem Theater und damit den Schweriner Theaterbesuchern zukommen läßt, zumal nach Ihren Postings die prallen EU-Fördertöpfe nur darauf warten, für die Rostocker Kultur sprudeln zu können (warum gelingen eigentlich dem Theaterliebhaber und -Förderer, Herrn OB Methling, solche Wünsche nicht?), sondern Sie würden sich energisch gegen die hier praktizierte Kulturpolitik wenden, die Förderung mit Strangulierung verwechselt, die Kultur und Künstler „vorhält“, statt Kultur und Bildung den Menschen in der Stadt und im Umland anzubieten und Künstlern ihre Arbeit zu ermöglichen. Stattdessen geht es Ihnen, hochverehrte Frau Dr. Bachmann, einzig und allein um Ihr gewünschtes Bild in der Öffentlichkeit, so wie es Herrn Methling um das seine und Herrn Sens und Herrn Brodkorb um das ihre geht, und für diese traurige aber wahre Erkenntnis dieses Disputes, dass Frauen nicht unbedingt empathischer und selbstloser als Männer sind, sondern der Spruch „da werden Weiber zu Hyänen“ (den meine Mutter oft im Munde führte, wenn sie Ungerechtigkeiten empfand und erkannte) nun doch auch Ihnen DANKE.

Rhine Schreier: Das ist die beste Antwort auf all die mühevollen Erklärungen, Verschleierungen,Rechtfertigungen des politischen Geschwafels. Mich enttäuscht zutiefst, dass die Politik sich in ihren „Hinterzimmern“ kluge Pläne schmiedet- vielleicht so was wie: Sewan muss weg, Schwerin sagen wir ein Opernhaus entsteht und im Konzept schreiben wir 4 Schauspieler und 4 Tänzer lassen wir uns, dann holen wir hintenrum die Leute wieder rein und erhalten so ein VTR. Das sagen wir aber nur Eingeweihten, nicht allen. … -so läuft es doch oder? Dann sagt es doch so öffentlich und dann weiß auch jeder wie er zum Erhalt des VTR beitragen kann.

Diese Art von Politik hat nichts mit Demokratie zu tun und wenn alles so ist wie es ist und es keine „Hinterzimmer“ gibt, dann hört doch bitte auf zu es schön zu reden. 4 Schauspieler und 4Tänzer sind kein VTR, dann ist es ein Opernhaus mit Minianhang und ein Opernkonzept muss her, welches auch ehrlich Oper rechnet und nicht nur halbe Planung macht. So zermürbt man Leute und ehrlich, ich möchte einfach nur in ein Theater gehen und Freude haben. Einfach nur, dass meine Schüler kritische Stücke sehen, einfach nur in dieses VTR gehen, mich wohl fühlen und genießen, was mir angeboten wird und nicht ständig das Gefühl haben, dass es auch im Theater selbst schon diese eingeweihten Grüppchen gibt und ich mich Anfänge unwohl zu fühlen, weil man sich schon gar nicht mehr offen gegenüber treten kann.

Thomas Weiss: Sybille, ich bin da etwas anderer Ansicht!

Uwe Flachsmeyer: Die positiven Kommentare sind ja durchaus schön, zeigen aber leider, dass das Konzept nicht gelesen wurde.
Es ist korrekt, dass dargelegt wird, dass Schauspiel und Tanz angeboten werden. Aber im Ergebnis ist es nichts anderes als ein 2 Spartentheater mit einer Fremdbespielung in den anderen beiden Sparten. Es haben sich zum damaligen 2+2 Beschluss nur Verschiebungen innerhalb der Sparten ergeben. Faktisch ist es das Ende des 4-Sparten-Theaters. Und das will ich nicht.

Sybille Bachmann: Herr Flachsmeyer kommentiert etwas, was niemand in dieser Runde kennen kann, es sei denn ihm wurde das Konzept unerlaubt aus dem Aufsichtsrat zugespielt. Er gibt eine Meinungsrichtung vor, zu der sich niemand eine Meinung bilden kann. Es sollte doch wohl zum guten Ton gehören, dass zuerst die Mitarbeiter des VTR das Konzept erläutert bekommen und dieses dann veröffentlicht wird, bevor es ohne Kenntnis aller Adressaten in eine ganz bestimmte Richtung diskutiert oder gar diskreditiert wird.

Rumpel wundert sich schon wieder: Da der Herr Flachsmeyer Mitglied des VTR-Aufsichtsrates ist, steht ihm die Kenntnis des Geheim-Konzeptes doch zu. Aber offenbar ist es ihm vorenthalten worden. Alles sehr merkwürdig.

Uwe Flachsmeyer: ich kommentiere etwas, wie jede/r andere auch die/der es hat
bisher ist keins der Papiere öffentlich und dennoch werden sie alle überall kommentiert und Meinungen gemacht
und ich kommentiere es eben auch so, dass der falsche Eindruck, der hier erweckt wird, dass die Sparten Schauspiel und Tanz erhalten bleiben, klar gestellt wird, denn es ist eben kein Konzept ohne Spartenabbau wie die Überschrift suggeriert
übrigens das endgültige Konzept geht heute die große Runde durch Presse und sonst wo und ich bin nicht der Verteiler.

Martin Stefke: Augenwischerei. Das ist Rostock: kaputt reden und kaputt sparen – und es dann nicht gewesen sein wollen.Abwicklung der kompletten Schauspielsparte (bis Sommer 2017) und der Tanzsparte (bis Sommer 2019), also Entlassung der Schauspielerinnen, Schauspieler, Tänzerinnen und Tänzer) kann kein Erfolg sein.

Uwe Flachsmeyer: das ist leider korrekt

Barbara Maria Drischler: Das Schauspiel soll doch „nur“ verkleinert werden.

Manuela La: Grüne lehnen Theaterkonzept ohne vollwertiges Schauspiel ab.

Mit Entsetzen nehmen wir zur Kenntnis, dass Schauspiel und Tanz in Rostock geopfert werden sollen.“ , so Uwe Flachsmeyer, Fraktionsvorsitzender der Grünen Fraktion Rostock.
Nach der Empfehlung des Aufsichtsrates des Volkstheaters, ein sogenanntes Opernhausmodell prüfen zu lassen, hat der Oberbürgermeister daraus einen Umsetzungsbeschluss gefasst. „Das widerspricht dem Bürgerschaftsbeschluss zur Zielvereinbarung, in dem vorab eine Bürgerbeteiligung beschlossen wurde und in dem Schauspiel und Orchester erhalten werden sollten. Ohne Diskussion über inhaltliche Auswirkungen werden als Schnellschuss Fakten geschaffen, die Rostock langfristig schaden.“ , so Flachsmeyer weiter.

Sybille Bachmann: Seltsam, seltsam, Schauspiel und Tanz werden also geopfert. Woher stammt die Quelle? Etwa von dem gestern nicht anwesenden Aufsichtsratsmitglied der Grünen???
Welchem Bürgerschaftsbeschluss widerspricht der Gesellschafterbeschluss vom 29.01.16, ein Konzept X durch die Geschäftsführung weiter zu untermauern und ein Umsetzungskonzept dazu zu erarbeiten? In der Zielvereinbarung, welche die Grünen explizit begrüßten, fehlte die Bürgerbeteiligung ganz. Im 2+2-Beschluss vom 25.02.15, der ausschließlich mit Hilfe der Grünen zustande kam und den Beginn des Dilemmas setzte, steht, dass erst das Umsetzungskonzept öffentlich zu debatieren ist, dieses also nicht in seiner Entstehungsphase diskutiert wird. Alle Warnungen blieben damals durch die Grünen ungehört. Es waren gerade die Grünen, welche die komplette Verantwortung auf den OB schoben und ihm freie Hand ließen, die Bürgerschaft sollte stets lediglich informiert werden. Es waren die Grünen, die alle Anträge zur Rückholung der Entscheidung in die Bürgerschaft verhinderten, bis hin zum demonstrativen Auszug aus der Bürgerschaft bei einem entsprechenden Antrag meinerseits. Es waren die Grünen, die am 01.02.16 als Erste darauf drängten am 03.02. keine (!) Sondersitzung der Bürgerschaft durchzuführen. Sie verzichteten damit bewusst auf die Chance den Gesellschafterbeschluss zu ändern.
Sich jetzt hinzustellen und das Gegenteil von all‘ dem zu verbreiten, ist schon mehr als dreist. Heute ist das sog. Hybrid-Modell an den OB gegangen, am Montag werden die Theatermitarbeiter in einer Personalversammlung informiert. Politik sollte sich vor Veröffentlichung des Konzeptes mit Erklärungen zurückhalten. Und eine Veröffentlichung sollte erst dann erfolgen, wenn die Geschäftsführung mit den Mitarbeitern des VTR gesprochen hat.

Hier schreibt Dr. Bachmann von einem „Konzept X“ und später von einem „Hybrid-Modell“, das erst „heute an den OB gegangen“ ist. Liest man den Gesellschafterbeschluss vom 29.1.16, so wird dort auch auf ein Konzept verwiesen (das von der Geschäftsführung detailliert zu untersetzen sei), dieses aber nicht benannt. Wenn das keine ganz gemeine Fallgrube ist, ein ganz gemeines Verwirrspiel, höre ich auf zu rumpeln!

Barbara Maria Drischler: Mann Mann Mann. Freunde. Seien wir doch nicht päpstlicher als der Papst. Die „Grünen“ sind ja nun nicht allein dafür verantwortlich, dass wir in diesem Dilemma stecken. Spd, Cdu und die anderen fehlinformierten, desinteressierten … Bürgerschaftsmitglieder zählen jawohl auch. Ihr alle mit eurem Rechtgehabe. Der Blick zurück hilft ja nun niemandem. Schuldzuweisungen sind völlig „uncool“ und helfen auch so gar nicht. Es wäre total schön, wenn ihr Theater-pros euch mal an einen runden Tisch setzt und überlegt, welchen Weg ihr GEMEINSAM gehen könntet. Wer will was – unbedingt – welchen gemeinsamen Nenner gibt es … Nehmt euch nen Mediator, wenn ihr das nicht alleine hinbekommt. Eigentlich habt ihr nämlich alle ein Ziel: dem Theater helfen. Das ist ein hervorragender Anfang und sicher habt ihr alle irgendwie Recht. Wenn ihr, die ihr das Rosi-Papier kennt, an die Öffentlichkeit tretet und zufrieden verkündet euch für das „bestmögliche“ und „chancenreiche“ Konzept entschieden zu haben, gebt ihr damit ja auch ne Richtung vor. Das mag sogar stimmen, aber jene die eben ALLES wollen – eben das komplette 4-Sparten-Theater, die eben Widerstand leisten wollen, weil die Kulturpolitik von Land und Stadt bescheuert ist, die müssen laut protestieren dürfen – die haben auch Recht!!!! Es ist gut, dass es beide Lager gibt. Jene, die Widerstand leisten UND jene, die versuchen das Bestmögliche aus der scheußlichen Situation herauszuholen. Ich finde auch, dass das Statement der „Grünen“ zu früh kam und ein wenig zu fett aufgetragen ist. Das Konzept zu „feiern“ ohne darauf einzugehen, dass es sich natürlich um einen Verlust aber vielleicht den geringsten Verlust handelt, ist aber auch nicht ganz richtig. Die „Wahrheit“ liegt irgendwo dazwischen.

Sybille Bachmann: Die Grünen haben trotz aller Warnungen am 25.02.15 die Mehrheit besorgt. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Es ist die Verantwortung, die sie zu übernehmen haben, was bis dato nicht geschehen ist. Ebenso tragen sie die Verantwortung dafür, dass sie ein Jahr lang eine Änderung blockiert haben und jetzt nur deshalb protestieren, weil das Schauspiel mit betroffen ist. Ich persönlich halte das für scheinheilig. Viel wichtiger aber: Wer Verantwortung trägt und tatsächlich übernimmt, der muss Alternativen aufzeigen. Da kenne ich bis dato nichts. Der Blick zurück interessiet mich in keiner Weise, ich finde es nur verantwortungslos, jetzt so zu tun, als hätte man mit den Beschlüssen von 2015 nichts zu tun und falsche Hoffnungen zu wecken. Das Ganze bei fehlendem Zukunftskonzept. Und dann genau die zu kritisieren, die dem Beschluss ein Jahr lang die Stirn boten und Alternativen aufzeigten, die jetzt auch noch umgesetzt werden, ruft nur noch Kopfschütteln hervor. Wer das Rettungskonzept weiter zerredet, kann alles gefährden. Darin liegt die aktuelle Verantwortung!

Jan-Ole Ziegeler: . . . kann was „alles“ gefährden? das fragile hokus-pokus-glaskonstrukt, das hier gerade auf den weg gebracht werden soll?! ich halte den ansatz nach wie vor für falsch, ALLES auf das rosinski-konzept zu setzen und zu hoffen, dass die widersacher die zu schlagenden häkchen verschlafen . . . und ich hoffe, ich war jetzt deutlich genug. wir müssen an die wurzeln und nicht aus dem irrsinn etwas noch irrsinnigeres zaubern wollen.

Jan-Ole Ziegeler: . . . die grünen(!) sind seit zwei wochen eine komplett neue kraft in der politik der hansestadt rostock . . . das klingt ketzerisch, vielleicht beleidigend für manche, ABER: es ist die wahrheit. darüber freue ich mich enorm – und vielleicht verstehen es auch andere so, dass man nun NEU miteinander sprechen muss.

Jan-Ole Ziegeler:  … immer, wenn man von einem mindestens normal intelligenten menschen auf eine mehrfach direkt gestellte frage keine fragebezogene antwort bekommt, darf man sich 101% sicher sein – und muss sich dessen auch bewusst sein . . . dass etwas im busch ist …

Hannes Meumann: es kann aber auch sein, dass dieser Typ oder diese Typin – wir wollen mal Geschlechtergerechtigkeit üben, wo sie geboten ist – den anderen oder die andere schlicht für zu doof hält, ihren/seinen Ausführungen in tiefster Dankbarkeit und Ergriffenheit – die selbstverständlich die Grundvoraussetzung für einen monologischen Dialog ist – ergebenst lauschen zu können, gelle.

Sybille Bachmann: Seltsam und spannend, wie hier diskutiert wird. Bitte beachten: Sich als Ablassventil eine Person auszusuchen, die seit 10 Jahren für den vehementen Erhalt des Hauses streitet, oftmals ganz alleine, mit einigem Erfolg, das zeugt nicht von großer Klugheit. Geschenkt.
Falsches verbreiten, wie z.B. reines Opernhaus oder, dass Sewan nicht weg möchte (seit Wochen ist das anders), ist auch nicht besonders klug.
Bestehende Erfolge und Chancen kleinzureden hilft dem Haus ebenfalls nicht, ebenso wenig wie ein Debatte über Unfertiges.
Morgen wird es eine Endfassung des gestern vom Aufsichtsrat einstimmig (!!!) beschlossenen Konzeptes geben, am Montag eine Mitarbeiterversammlung. Danach sollte dann diskutiert werden. Alles andere wäre anmaßend.

Helge Bothur:

Liebe Sybille, einmal mehr.
Dein Engagement und deine Kraft stellt niemand in Frage.
Ich stelle die Zielvereinbarung in Frage.
Sie ist der Beweis politischen Versagens.
Diese Zielvereinbarung schadet kommunalen Unternehmen.
Daher ist sie zu kündigen.
Es sei, man kann damit leben.
Kannst Du?
Übrigens… Hybrid ist doch cool.
Mit Orchester, vielen Schauspielenden, Tanzenden und Chor. Ohne Bedrohung, ohne Tag der Entlassung.
Wird das das Modell am Montag sein, d’accord.
Ansonsten: Ziel verfehlt.
Oder Du erklärst öffentlich die Strategien, die Dich treiben.
Mach‘ ma!

Sybille Bachmann: Erstens: Für die Änderung der Zielvereinbarung, gegen die ich vehement gekämpft habe, gibt es weder eine Mehrheit noch einen Hauch der Umsetzung. Wer anderes propagiert, weckt Hoffnungen, die bereits jetzt zu Ent-Täuschungen werden.

Helge Bothur: Mit den Minderheiten wäre ich mir nicht sicher. Drei mehr, als wir zusammen…
Propagiert wird hier nix. Hoffnungen nicht geweckt. Die Ent-Täuschungen kommen aus Schwerin, von Roland Methling und den Vasallen, die dazugehören.

Sybille Bachmann: Schlau, schlau, woher nur weißt Du das mit den Mehrheiten? Vor allem, was sollten diese denn ganz konkret beschließen???

Hannes Meumann: Helge Bothur und von denen, die auf einmal klein beigeben, weil das maximal Mögliche erreicht sei, von dem sie und nur sie wissen, wie es erreicht werden kann, und deshalb Dankbarkeit bis in alle Ewigkeit einfordern.

Helge Bothur: Liebe Sybille. Klar, ist das schlau. Mehrheiten? Ich weiß es nicht ( sh. oben ). Ich halte es für möglich; sind ja genug Leute da… Es könnte sein, dass eine Mehrheit Kultur und Bildung heute eine höhere Bedeutung beimisst.
Beschließen könnten wir die sofortige Kündigung der Zielvereinbarung.
…mit allen Konsequenzen.
Darüber wäre zu sprechen.
Und bitte Sybille, kein Vortrag über die Konsequenzen.
Die Menschen hier sind nicht doof und können lesen.

Ecki Hansekogge: Hannes, wir dürfen uns hier nicht auseinander dividieren und kirre machen lassen. Viel wichtiger fände ich mit einander zu reden ohne das eine /einer die Weisheit gepachtet hat .

Sybille Bachmann: Zweitens: Lösungen und Strategien stehen im Papier, das ich mir nicht anmaße vor Bekanntgabe im VTR öffentlich zu machen.

Hannes Meumann: Toll diese GEHEIMDIPLOMATIE auf allen Ebenen, das Volk, das beteiligt werden soll, wird weiter für dumm verkauft und unwissend gehalten.

Sybille Bachmann: Wer wissen will, wo das wahre Problem liegt, der lese heute die NNN.
In Schwerin feiert man, dass der Minister dem Staatstheater bis 2020 Liquiditätshilfen zusichert, das heißt erneute Zuschüsse. Des Weiteren wird gefeiert, dass man Parchim und demnächst Wismar im Boot habe, also genau die Kooperationspartner, die zuvor mit Rostock gearbeitet haben, dann aber durch den Minister gedrängt und gelockt wurden, dies aufzugeben.
Des Weiteren liest man Unfug zum Rostocker Konzept, wobei vor Ort niemand befragt wurde, sondern de facto die Ministermeinung weitergereicht wird.
Der Minister hat vor allem ein Problem damit, dass im Jahr 2021 nach seiner Rechnung 100 TEUR fehlen würden. Er ist nämlich so schlau, bereits heute die exakte Höhe des Abschlusses der Tarifverhandlungen zu kennen, natürlich ohne dies derzeit mit den Tarifpartnern besprochen zu haben.
Sein Credo seit Jahren: Laufend zusätzliche Zahlungen an Schwerin und Erbsenzählerei für Rostock.
Wer dann den Artikel in den NNN genau liest, erkennt zudem, dass die hiesige Facebook-Debatte sehr Weniger politisch missbraucht wird. Es sollte sich jeder überlegen, ob er sich da wirklich richtig verstanden fühlt oder nicht vielleicht doch bis Montagabend wartet.
Daher nochmals mein gestriger Satz: Wer Chancen zerredet, gefährdet sie.

Rumpel hat seine letzten Kröten zusammengekratzt und die Wochenende-NNN gekauft. Wo, Frau Dr. Bachmann, wird „die hiesige Facebook-Debatte sehr Weniger politisch missbraucht“? Ihre vorstehenden Folgesätze kann man kürzer fassen: „Bitte Mund halten, mindestens bis Montag“!

Martin Stefke: Das Papier des Intendanten ist nicht sein Opernkonzept. Es ist die Beschreibung dessen, was passieren müsste und wird, wenn man den Beschluss des Oberbürgermeisters, das Volkstheaters in ein Opernhaus umzuwandeln, ernst nehmen würde. Dies jetzt als sein Operhaus-Konzept hinzustellen, ist – vorsichtig formuliert – unfair

Jan-Ole Ziegeler:  … die befürchtung ist, dass unkulturminister brodkorb dem vtr landesgelder nicht auszahlt, wenn es nicht pariert . . . DAS möchte ich sehen . . . er befindet sich im wahlkampf und möchte finanzminister in m-v werden . . . ich glaube, dass es eine bestimmte außenwirkung erzeugen würde, wenn dieser dreiste kerl tatsächlich das rostocker theater über nacht insolvent gehen ließe und die täte ihm ganz gewiss nicht gut. wir sollten einmal klarsehen, dass die zielvereinbarung für das vtr von brodkorb und methling in einer nacht-und-nebel-aktion unmittelbar vor der bürgerschaftssitzung im februar 2015 aus dem boden gestampft wurde, als es in rostock aufgrund des lautwerdens der theaterförderer heißer wurde. die hauptschuld der grotesken krise des vtr liegt bei einer überzahl der mitglieder der rostocker bürgerschaft, die aus desinteresse am theater der eigenen stadt durchwinkt, was methling und brodkorb abkarten. keine bürgervertreter, sondern arme seelen. brodkorb hat, wie wir heute wissen, das schweriner theater jahrelang heimlich bezuschusst und alle anderen theater in m-v so heimtückisch übervorteilt. es mag ja sein, dass man als politiker so sein muss – aber ich sehe nicht ein, mir das gefallen lassen zu müssen.

Helmut Laun: Da wird nur immer gesagt was die da OBEN schlecht machen — auch von der LINKEN lese ich nichts in wessen Interesse eigentlich Kultur gekürzt wird — ich denke es zu wissen, aber mit dem nicht deutlich werden um was es geht werden AfD und Pegida gestärkt.

Uwe Flachsmeyer postet ein Foto Neuer Markt Rostock und ergänzt: Zurück aus Potsdam/Berlin und sofort zur Demo für ein vielfältiges Volkstheater Rostock (und das trotz F.C. Hansa Rostock live im TV). Danke dass so viele da sind.

Sybille Bachmann: Neuer Markt? Wahrscheinlich habe ich Alzheimer, jedenfalls komm ich nicht darauf, welches Gebäude das im Hintergrund sein soll.

Ansonsten werde ich jetzt mal für meine Person ungewöhnlich deutlich: Kotz! Die Rostocker Grünen haben über ein Jahr lang die komplette Musiksparte geopfert, eine öffentliche Gegenrede von Uwe Flachsmeyer habe ich nicht gehört, jetzt stellen sich die Grünen als vermeintliche Retter des Theaters hin und werden dafür von einigen gefeiert. Soviel Verlogenheit geht mir echt über die Hutschnur. Ein Konzept habe ich bis dato seitens des Grünen oder vom Uwe nicht gelesen, auch keinen Antrag. Ich bleibe gespannt und bin immer offen für Neues. Das muss aber Hand und Fuß haben und mehr sein als Politshow.

„Mehr sein als Politshow“. Eben, Frau Dr. Bachmann. Und deshalb beendet Rumpel an dieser Stelle die Dokumentation, nicht ohne auf den offenen Brief des Theaterfördervereins an die Bürgerschaft zu verweisen. Aber schade, er steht nicht mehr auf der Webseite des Vereins, warum auch immer …

Noch eins: Für ihre Webseite hat Frau Dr. Bachmann als Untertitel gewählt „Demokratie leben – glaubwürdig handeln“.

 

Schlimmer geht’s nimmer? DOCH!

Schlimmer kann es nicht mehr kommen? DOCH!

Vor Jahrzehnten brachte mein damaliger Chef von einer Polenreise folgenden Witz mit:

Treffen sich ein Pessimist und ein Optimist. Der Optimist klagt und jammert: Es ist wirklich schlimm, ganz ganz schlimm, schlimmer kann es wirklich nicht mehr kommen! Erwidert der Pessimist kurz und knapp: DOCH!

Die Ostsee-Zeitung vermeldet am 16. Februar 2016,

Latchinian soll gehen… Die Rostocker Politik hat entschieden: Der Volkstheater-Intendant soll vorzeitig seinen Hut nehmen. Als Abfindung sind 150 000 Euro im Gespräch… Der Hauptausschuss der Bürgerschaft gab für diesen Schritt am Dienstagabend „grünes Licht“ und beauftragte das Rathaus, eine „gütliche Trennung“ herbeizuführen… Auch der kaufmännische Geschäftsführer, Stefan Rosinski, soll seinen Stuhl vorzeitig räumen. Er wechselt im Sommer als neuer Theater-Chef nach Halle. Ein Mitarbeiter von Methling habe ihm angeboten, sofort zu gehen – bei vollen Bezügen bis Vertragsende. Das berichten Aufsichtsräte.

Geld ist also genug da, entgegen allem bisherigen Lamento aus dem Rathaus. Die von der Stadt für den Erhalt der Mühlendammschleuse aufzubringenden 200.000 € fehlten angeblich im Stadtsäckel. Logisch, denn würden sie aufgebracht, könnte ein Kulturgut erhalten und genutzt werden. Jetzt ist (im Haushalt nicht geplantes!) Geld in vergleichbarer Größenordnung plötzlich vorhanden. Auch logisch, denn es soll für die Beschädigung (man könnte auch Vernichtung sagen)  eines anderen Kulturgutes eingesetzt werden.

Die Norddeutschen Neuesten Nachrichten berichten sogar,

Laut geheimem Dringlichkeitsantrag der Fraktion Rostocker Bund/Graue/Aufbruch 09 hat der Intendant selbst „gegenüber der Hansestadt Rostock sein Begehren auf sofortige Auflösung des Anstellungsverhältnisses erklärt“

Und IOCO (nach eigener Darstellung „ein non-profit Unternehmen mit Kultur-Fans. Wir schreiben, kommentieren, berichten über Kulturelles aus dem deutschen Sprachraum“) weiß besonders viel:

„Die Gesellschafterversammlung hat auf Empfehlung des Aufsichtsrates die Geschäftsführung des Volkstheaters beauftragt, die Modellvariante „Opernhaus“ mit einem eigenen Ensemble bei Musiktheater und Orchester in Übereinstimmung mit der mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern geschlossenen Zielvereinbarung weiter zu entwickeln.“

Die Gesellschafterversammlung? Hat der OB als einziger Gesellschafter sich mit sich selbst versammelt oder ist Schlimmeres im Spiel?

„Basis ist eine bereits gemeinsam mit dem Beteiligungsmanagement der Hansestadt Rostock und der Geschäftsführung der Volkstheater Rostock konzipierte Opernhaus-Variante.“

Wer ist das Beteiligungsmanagement der Hansestadt Rostock? Wieso erfahren wir erst jetzt und nur dank IOCO, dass die Opernhaus-Variante einvernehmlich mit der VTR-Geschäftsführung entstand? War und ist alles andere wirklich nur Theaterdonner?

Man könnte auf Grund des Stils dieser Veröffentlichung annehmen, dass der Text vom OB – natürlich im Einvernehmen mit dem OB (siehe „Gesellschafterversammlung“) – stammt.

Weiter im kruden Text:

„„Das Volkstheater muss nun auf der Basis der Zielvereinbarung das Konzept für ein erfolgreiches Opernhaus weiter detailliert ausarbeiten“, so OB Methling .“

Wer bitte muss detailliert ausarbeiten, wenn die beiden Geschäftsführer umgehend ihre Funktion niederlegen sollen? Das wohlgemerkt drei Tage vor dem Termin, ein Konzept für die Weiterführung des VTR vorzulegen. Wer hat da so grosse Angst, trotz der kürze der Zeit und trotz der irrealen Forderungen im „Gesellschafterbeschluss“ könnte ein überzeugend gutes Konzept herauskommen?

Unterzeichnet ist der etwas wirre IOCO-Artikel mit „PMHR 01.02.2016“. Meint das eine PresseMitteilung der Hansestadt Rostock vom 1.2.16? Auf der Webseite der Hansestadt gibt es keine diesbezügliche PM, aber dort ist man insgesamt geizig und verschweigt auch die aktuelle OB-PM (in der er sich selbst zitiert). Um die lesen zu können, braucht es einen ganz besonderen Link, den ich auf der FB-Seite „Initiative Volkstheater“ fand. Auf der Rathaus-Webseite fand ich den Text nicht.

Am 17.02.16 meldet die SVZ, dass unser aller OB den Intendanten behalten will:

„Im Dauerstreit um das Rostocker Volkstheater hat sich Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos) für eine Weiterbeschäftigung des Intendanten Sewan Latchinian ausgesprochen. Der Hauptausschuss hatte den OB am Dienstag beauftragt, mit Latchinian eine einvernehmliche Lösung zur Vertragsaufhebung zu erreichen. Hintergrund ist die Entscheidung, das traditionsreiche Vier-Sparten-Haus auf zwei Sparten zu reduzieren und gleichzeitig ein Opernhaus als künftigen Theaterbau zu etablieren. … „Ich trage den Beschluss des Hauptausschusses nicht mit…“

Also doch ein doppelter OB?

Weitere Texte zum Thema:

NDR

NMZ

FOCUS

Die Ostsee-Zeitung vom 18.02.16 berichtet:

„„Latchinian ist mein wichtigster Mann“, sagt Methling heute.“

Andreas Meier im heutigen OZ-Kommentar (ebenda):

Ausgerechnet Methling! Der Rathaus-Chef, der Theater- Intendant Latchinian noch vor einem Jahr aus der Stadt jagen wollte, will ihn nun unbedingt halten. Latchinian sei sein „wichtigster Mann“.

Sorry, Herr OB, das kauft Ihnen niemand ab….

Nein, das Theater braucht definitiv keine Schauspielsparte. Dafür hat die Hansestadt ja das Rathaus.

Selbst Insider haben die Überblick verloren, wer denn nun welches Ziel verfolgt.

 

 

 

Kommentare zur „Köpfung“

Auf NDR zur Artikel und dem Videobeitrag am 2.2.2016 (nur eine Auswahl):

JayJay schrieb am 02.02.2016 09:20 Uhr:
Bei einer halben Milliarde Überschuss im Jahr 2015 muss natürlich – aus Kostengründen! – dringend Kulturabbau betrieben werden.
Is klar.


Regine Schreier schrieb am 02.02.2016 23:39 Uhr:

Das ist kurz gedacht. Eine 121 jährige Tradition wird vom OB abgeschafft. Das gesprochene Wort erreicht als erstes den Zuschauer, was wird aus den Klassikern und Klassenrauminszenierungen für die Jugend, was aus der Komödie Warnemünde, was aus…- alles gesungen? Ich mag die Oper, aber zuerst stand für mich das Theater, schade und wieder sind Ferien und keiner weiß davon, einfach ungerecht und falsch, Danke Herr Latchinian für die tollen Stapelläufe, die sind nun ein Untergang


MultoBene schrieb am 03.02.2016 06:17 Uhr:

Ich verstehe nicht ganz, warum der NDR hier nicht etwas kritischer nachhakt: Es war doch genau Frau Bachmann, die über das gesamte letzte Jahr jede 2+2-Lösung abgelehnt hat und lautstark mit den Theaterlobbyisten auf dem Neuen Markt gegen OB Methling protestiert hat – auch weil sie mit ihm einen kleinen Privatkrieg am Laufen hat.

Und nun knickt die Dame ein (warum?) und darf hier unwidersprochen erklären, es sei „ein guter Tag für Rostock“? Diesen guten Tag hätte man schon vor einem Jahr haben können, wenn Frau Bachmann damals CDU und SPD mit dem Opernhaus-Vorschlag unterstützt hätte.
Sie hat dem VTR bzgl. Strukturveränderung und Neubau ein ganzes Jahr gekostet, und stellt sich jetzt unwidersprochen auf die Seite der zufriedenen Jubler? Ein schlechter Witz…


Lore C. – Rostock schrieb am 03.02.2016 08:02 Uhr:

Na, nun hat der Noch-OB ja erreicht, was er wollte, der Intendant wird gehen.
Unterstützung fand er augenscheinlich in der Achse Bachmann – Brotkorb!

Also nicht Neues bei uns an der Ostsee – allerdings hätten wir das schon vor Monaten ahben können.

Naja, die 100 Jahre (später), die schon Bismarck in’s Gespräch brachte.


Stillstandsaktionismus ohne nachhaltigen Sinn schrieb am 03.02.2016 11:11 Uhr:

Ein Bürgermeister der „handelt“? Sein Verhalten war absolut vorhersagbar. Er schaut auf aktuelle Zahlen und „entscheidet“ Opernhaus. Er war nicht in der Lage, die soziale Reaktion seiner Stadt zu reflektieren, ohne den Glanz der Philharmonie schmälern zu wollen. Wir sind in einer Tages-Technokratie der Politik verhangen. Politik für Leben ist kaum mehr Maßstab. Die gesamte Theater“reform“ in MV bleibt Lebens-Sinn schuldig. Ohne Verkehrs- und Tourismuskonzept stolpert ein Minister in Bruderschaft mit Tagesentscheidern wie Herrn Methling in eine fatale Strukturentscheidung für das Land. Die jungen Leute gehen schweigend. Wir haben einen Generationenkonflikt, den sich die Generation 50+ mit ihren selbst erzogenen „Jungpolitikern“ als Mehrheitsmeinung kultiviert, das sie in den letzten 15 Jahren des Dauerfeuers von Verordnungen zur Lebensregulation die Orientierung (menschlich nachvollziehbar) in Tausenden von Bürostunden und Meetings der gleichen Maschinerie verloren haben. Keiner fragt nach denen, täglich für Null Euro an den normalsten Orten des Lebens ihre Zeit opfern, um den psychischen Kollaps der Gesellschaft zu verhindern. Diese Menschen müssen auch irgendwo auftanken, um nicht den Halt zu verlieren, denn sie sind eine Minderheit, obwohl sie alles zusammenhalten. Neben der Natur bleibt oft nur Kultur, um den Kopf frei und oben zu behalten. Das Ersatzleben aus und mit Plasmabildschirmen hilft hier nicht, es bildet eine fatale Einheit mit dem Denken von 12 bis Mittag.


Maria schrieb am 03.02.2016 11:14 Uhr:
Noch ist nicht aller Tage Abend. Aufgeben gilt nicht. Kann nicht endlich jemand diesen selbstherrlichen Methling stoppen? Nun also macht Methling doch, was Brodkorb will. Und gerade jetzt hätte man doch gute Karten, dies nicht zu tun. Jetzt, wo alle Welt weiß, welch mieses Spiel der Minister betreibt und wie er im Hintergrund jahrelang das Schweriner Theater finanziell bevorzugt hat. Jetzt ist Brodkorb offen in der Kritik. Seine unsägliche Kulturpolitik wird im Landtag Maß genommen. Ich glaube kaum, dass er es jetzt noch vertreten könnte, Rostock den ausstehenden Betrag nicht zu gewähren. Und gerade jetzt stellt sich Methling hin und sagt: „Ich habe entschieden.“ Wie unverfroren!
Rostocker, wir wollen uns doch wohl unser Schauspiel und Tanztheater nicht nehmen lassen. Wir wollen doch wohl unseren Intendanten behalten. Also, auf geht`s.


Gundula schrieb am 03.02.2016 11:36 Uhr:

Musiktheater ist zweifelsohne toll. Es berührt, entspannt, begeistert, lädt zum Träumen ein. Aber: es tut auch keinem weh. Es ist nicht wie das Schauspiel in der Lage, aufzurütteln, sich in die politische Diskussion einzumischen, zu bilden, gesellschaftliche Problem aufzuzeigen. Musiktheater tut keinem weh. Und darum fällt ein OB auch solch eine Entscheidung. (Obwohl er generell nichts von Theater, auch nicht vom Musiktheater hält.)


Uwe schrieb am 03.02.2016 14:24 Uhr:
War das der letzte Racheakt von Rosinski, bevor er geht?
Fakt ist, dass er in seinem Positionspapier das Opernhaus favorisiert hat, so dass der OB hier auf den Zug aufspringen konnte.
Fakt ist aber eben auch, dass Rosinski im Papier abwertend über das Rostocker Schauspiel (auch der DDR-Vergangenheit) schreibt. Warum wohl?
Er geht weg, er hat in Rostock bald nichts mehr zu melden. Warum beschmutzt er dann noch das eigene Nest?

Auch auf der öffentlichen Facebookseite „Initiative Volkstheater Rostock“ herrscht Verwirrung, Verbitterung, Ratlosigkeit, Wille zum Widerstand ohne zu wissen wie… Nur zum Appetitmachen hier einige wenige Textstellen:

Jan-Ole Ziegeler
Jeder kennt diese Momente, in denen er nicht weiß, ob er lachen oder weinen soll. In der Rostocker Theaterdebatte ergeht es mir seit vier, fünf Jahren am Stück so.
Der OB als einziger Gesellschaftervertreter (wie absurd!) der VTR GmbH hat einen Beschluss zu Papier gebracht. Ich bin mir sicher, dass er weiß, was er will, aber ich bin mir ebenfalls sicher, dass wir zum zigsten mal nicht einen einzigen, brauchbaren Schritt weiter sind.
Und Herr Methling beweist, dass es ihm vollkommen egal ist, über welche Leiche, bzw. Spartenschließung, er gehen muss, um seine Idee einer zweiten Stadthalle auf seiner Maritimen Meile anstelle eines zukunftsfähigen Volkstheaters Rostock, durchgesetzt zu bekommen.
Aber das grundsätzliche Problem in dieser zähen, grotesken Theaterdebatte ist die Rostocker Bürgerschaft. Unter den 53 Mitgliedern sind bei weitem zu wenige, die sich bürgernah mit den Themen der Stadt befassen.
UND: Bevor es jetzt wieder von irgendeinem CDU- SPD- oder UfR-Heini abgetan wird, fragen wir doch unsere 53 mal, wer erklären kann, was im actori-Gutachten steht, wer von ihnen 2+2 erklären kann, wer von ihnen weiß, was die Zielvereinbarung (abgekartet zwischen Methling und Brodkorb) bedeutet und was in Methlings aktuellem Beschluss steht . . . Man wird bei mindestens 80% der „gewählten Rostocker Volkstvertreter“ lange Gesichter und Ahnungslosigkeit zur Antwort bekommen. Versprochen!


Tobias Sosinka

@ #‎Sewan_Latchinian‬ Das und Sie machen mich traurig +++

@ ‪#‎Stefan_Rosinski‬ +++ Das und Sie machen mich wütend +++


Rainer Schnös

Es ist und bleibt ein Affront gegen den Intendanten, das Ensemble und das Publikum: wie soll man denn dagegen noch ankämpfen?
Dieser OB will sich einen sehr zweifelhaften Platz in Rostocks Stadtgeschichte schaffen.
Ob man alles blockieren und aussitzen sollte bis dieses Ego ausgewechselt wird?-Abgesehen davon: für eine Oper von Rang reichen die Zuschüsse doch auch nicht. Ich muss immer wieder an Prenzlau und sein Orchester denken: alle Instrumentengruppen außer Streicher wurden abgewickelt: das Ergebnis: flachere publikumswirksame Programme.
Eine Stadt wie Rostock braucht ein progressives MusikTheater und Schauspiel und Tanz. Ohne all das wird die HFM geschwächt, die Bürger haben keine Chance, sich kulturell zu bilden und die Kinder sehen nichts außer Zauberflöte und Hänsel und Gretel.
Rostock muss jetzt auf die Straße für ein echtes „Volkstheater “ mit Charakter und Profil.
In Italien kann man sich ansehen, wohin so eine Politik führt: Stagionebetrieb=Monokultur


Christopher Dietrich

Ich wundere mich sehr über den Ausdruck [in einem FB-Statement von Dr. Bachmann; Admin], das Schauspiel werde nicht abgeschafft, sondern bekomme nur neue Produktionsformen. In der OZ wurden Sie mit dem Vorschlag zitiert, man könne hier ja mit der Compagnie de Comedie kooperieren. Die Compagnie ist schon Ergebnis einer Entlassungswelle am VTR nach der Wende. Sie musste sich seither immer mehr verkleinern und hält nur durch ein kleines, extrem engagiertes und vielfach ehrenamtliches Team den Spielbetrieb im eigenen Haus (!) aufrecht. Vielleicht ist da mal eine Kooperation drin, aber damit kann doch nicht ansatzweise eine abgewickelte Schauspielsparte kompensiert werden. Das sind auch keine neuen Produktionsformen. Mich hat (neben dem Inhalt) schon am 2+2-Beschluss geärgert, dass so getan wurde, als würde es nicht zuallererst um Streichung und Abbau gehen. Wenn man diesen Abbau aus best. Gründen beschließt oder mitträgt, dann sollte man auch den Mut haben, sich dazu zu bekennen und keine unrealistische Perspektiven für die abgebauten Sparten verkünden.

Inga Wolff
Es geht hier ausschliesslich um Immobiliendeals (zwei) und die gehen nur, wenn das Theater den Standort räumt und in ein neues Haus zieht. Gelder werden aber nur für ein kleines Haus bewilligt, also reduzieren.. Was wegfällt ist den Entscheidern egal. Aber entscheiden müssen Sie. „Was wollen Sie für die Bürger Rostocks?“ wäre die richtige Frage. Das was jetzt passiert, ist eine relativ schnelle, einfache und kurzfristig billigere Lösung um die Immobiliendeals endlich einzutüten.
Und auch unser aller Oberbürgermeister meldet sich (auf Deutschlandradio Kultur) zu Wort:
Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass – auch aus meiner Erfahrung mit der Rostocker Theaterszene – Orchester und Schauspiel in einer Studentenstadt wie Rostock die bessere Variante gewesen wäre. Aber wenn der kulturpolitische Sachverstand – Geschäftsführung und Aufsichtsrat gemeinsam – zu der Auffassung gelangt, Opernhaus ist die Perspektive für das Theater Rostock, dann werde ich mich dem auch nicht verwehren.
Schuld sind eben immer nur die anderen.